Urlaub

Emotionale Katerstimmung! Wir begriffen immer noch nicht, was wir alles erreicht hatten, nur, dass es jetzt erstmal vorbei ist. Schon vor ein paar Tagen, als klar war, wann wir das Meer erreichen, buchten wir ein Apartment in Martiques, direkt neben Port de Bouc. Die Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft war nicht einfach, alles hier ist Cote d’Azure und unverschämt teuer. Deswegen befindet sich unser Apartment 4 km vom Meer entfernt.

Der Himmel weinte mit uns, als wir unsere Sachen zusammenpackten, wir frühstückten noch einmal Restebrot mit Schmelzkäse und Schokoaufstrich. Danach machten wir uns auf die “lächerlichen” 5,5 km und entfernten uns vom Meer.

Mitten in einer Art Industriegebiet lag unser Heim für die kommenden 14 Tage. Wir bewohnten ein riesiges Zimmer mit Badezimmer und einer Toilette. Nach einem Tag standen uns neben dem riesigen Fernseher auch noch ein nagelneuer Kühlschrank und eine funktionierende Klimaanlage zur Verfügung. Wichtig waren die nur 150 Meter entfernten Supermarche und Aldi für die täglichen Annehmlichkeiten. Das Beste am Apartment waren jedoch die Besitzer, die unglaublich freundliche und herzliche Familie Nahal. Bereits als wir ankamen, begrüßten sie uns mit einem Teller voller geschnittener, gekühlter Melonenstücke und auch weiterhin halfen sie uns, wo sie nur konnten. 

Glücklicher Weise lenkte alles etwas ab, aber der Abschied war nicht mehr auszublenden, denn wir mussten Johannas Heimreise organisieren. Zwar zog meine zierliche Frau ihren Wagen ca. 1.100 km quer durch die Prärie, aber ihn in Zügen rein und raus zu ochsen, das wäre dann doch etwas zu schwer. So buchten wir eine Direktverbindung von Marseille nach Frankfurt mit dem TGV, der sowieso kein großes Gepäck mitnimmt und einmal Sperrgutversand mit Abholservice bei UPS, über die deutsche Vermittlerplattform Jumingo. 

Alles nötige organisiert, versuchten wir die Zeit so gut es ging zu nutzen. Wir erkundeten das Städtchen Martigues, welches auch Venedig der Provence genannt wird. Dabei lernten wir, den Bus zu nutzen, und sind begeistert. So fahren die Busse regelmäßig zwischen Port de Bouc und Martigues und halten an vielen Orten, dabei kostet jede Fahrt nur einen Euro. So eine Fahrt kann bis zu einer Stunde dauern, also ein Euro ist superfair! Als erstes lernten wir, das man den Bus heranwinkt, wenn er sich nähert. Wir standen voller Erwartungen aufgeregt und pünktlich an der Haltestelle, auch der Bus kam pünktlich und fuhr überraschender Weise einfach an uns vorbei. Verdutzt, beobachteten wir, wie die Leute auf der gegenüberliegenden Haltestelle, den Bus heranwinkten. So warteten wir eine halbe Stunde unter glühend heißer Sonne auf den nächsten Bus und siehe da unsere erste Lektion hatten wir erfolgreich gemeistert. Weitere Lektionen waren die richtige Richtung zu nutzen, nicht nach 18:00 Uhr in unsere Richtung zu wollen und mit einem anderen Bus bis nach Marseille zu fahren. Eines der angenehmsten Dinge dabei war, dass fast jede, jeder, ob klein, jugendlich oder groß, der ausstieg, laut zum Fahrer rief “Merci et aurevoir”. Dieses freundliche und respektvolle Miteinander sollten wir Deutschen auch wieder leben, denn das ist Lebensqualität mit Wohlfühlgarantie.

Einige Male fuhren wir nach Marseille. Eine große, interessante Stadt, wo es viel zu entdecken und zu kaufen gibt, wo gehupt und gedrängelt wird, wo Armut und Schönheit sichtbar sind und vor allem ist die Küste superspannend.

Es lies sich nicht vermeiden, die Zeit verging, als hätte sie keine Zeit. Es kam der Tag, an dem Johannas Gepäck abgeholt werden sollte, das bedeutete nur noch zwei gemeinsame Tage für uns. Doch die Trauer wurde verdrängt durch Panik, denn der Abholservice kam nicht. Johanna rief beim Dienstleister an, die sehr freundlich waren und für den selbigen Tag einen neuen Termin ausmachten. Wir warteten gespannt, wir mussten ja den ganzen Tag im Apartment bleiben, um nichts zu verpassen. Es wurde Abend, kein UPS oder anderer Parcelservice erschien, um so irritierter waren wir, als wir bei einem weiteren Anruf erfuhren, das angeblich jemand hier gewesen sei. Ha ha, schief hätte ich mich gelacht, wenn es nicht so dringend gewesen wäre, die nette Dame stellte einen neuen Abholtermin für den nächsten Vormittag ein. Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich ca 3 Stunden auf die Straße, in die Sonne, um den heiß ersehnten Service abzufangen. Aber das einzige, was ich fing, war sehr heiße Luft. Die Panik wurde größer, das Vertrauen in UPS war/ist weg! Es gab noch die Möglichkeit, die Tasche in einem UPS-Store abzugeben, was bedeutet hätte die riesige 30-kg-Taschen, erst mit dem Bus und dann zu Fuß dort hin zu hieven, um dann mit der Möglichkeit zu leben, dass der Store das Gepäck nicht annimmt oder schlimmer, er nimmt es an, aber der UPS-Fahrer sagt “Nö, da ist kein Karton drum, das nehm ich nicht!”, dann wären wir schon nicht mehr in Martigues und dann??? 

Jetzt standen wir ganz schön bedröppelt da. Am nächsten Morgen, 8:10 Uhr fuhr Johannas Zug. Die 130,- € von Jumingo erhielten wir sofort zurück, trotzdem lagen die Nerven bei uns beiden blank. Wir entschieden uns ein Auto zu mieten, was natürlich nochmal ordentlich die Reisekasse sprengte, denn wegen des vielen Gepäcks konnten wir nicht das kleinste Auto nehmen, wir entschieden uns für die Kompaktklasse und erhielten einen Citroen C3 Aircross. Die Entfernung schraubte die Kraftsoffkosten ganz schön nach oben und hinzu kamen noch die vielen Mautstationen. Aber im Nachhinein gesehen, war es die beste Entscheidung, denn so hatten wir noch 4 weitere gemeinsame Tage.

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