Sanchey

Nach Charmes führte der Weg in Richtung Epinal, eine größere Stadt. Aber nach Metz und Nancy hatten wir keine Lust auf Stadt und beschlossen zu einem Zeltplatz am Lac Bouzey (einen See) zu gehen. Würden wir dem Radweg folgen, wären das 40 km und somit zu viel für einen Tag. So gingen wir die ersten 15 km auf dem Radweg entlang der Mosel und folgten ab Igney den normalen Autostraßen. Denn dort beginnt die Mosel einen riesigen Bogen zu meandieren, und wir sparten durch den direkten Weg ganze 10 km. 

Die letzten Kilometer fielen uns etwas schwer. Diese gingen natürlich ordentlich bergauf und durch das ganze Moselgelaufe, waren wir das gar nicht mehr gewöhnt. Durch einen Anruf an der Zeltplatzrezeption nahm ich etwas den Zeitdruck heraus. So erreichten wir auch dieses Ziel und checkten für 4 Nächte ein.

Es ist ein großer Zeltplatz mit mobile Homes, Platz für Campingcars und Zelte, mit Restaurant, Minimarkt, Waschmaschine und vor allem am schönen Lac de Bozey. Die ersten zwei Nächte waren etwas Bescheiden, denn dort feierten ein paar durstige Jungs mit Drucklufthupe einen Junggesellenabschied. Aber wir genossen die Zeit, gingen um den See, ins Restaurant, wo ich den kleinsten Caipirinha der Welt für 7,50 € staunend erstand und eine Pizza Forges verspeiste, welche mit Kartoffeln, Zwiebel und Käse belegt war, den Speck habe ich abgewählt.

Außerdem erstanden wir 2 Pizzen aus einem Pizzaautomaten. Etwas an einem französischen Automaten zu bestellen ist nochmal eine andere Liga als bei einem französischen Menschen. Alles klappte hervorragend, nur bei der letzten Frage war ich zu kess. Ich orderte zwei vegetarische Pizzen und bei der letzten Frage las ich “normal” oder für 1,5 € mehr “hot”, den das eine Bild zeigte eine Pizza und das andere eine Pizza mit drei Peperoni darüber, da nahm ich von jedem eine. Das blöde daran war, das dass, was ich unter normal verstand, einfach nur kalt bedeutete und das andere, war nicht “hot” im Sinne von scharf und die abgebildeten Zeichen waren keine Peperoni, sondern Dampfwolken. So empfing ich eine kalte und eine warme Pizza. Wir legten sie übereinander und verputzen sie eben als Calzone oder Kaltzone.

Am letzten Tag gab es wieder mal eine Unwetterwarnung, und dieses mal sah es auch danach aus, denn es stürmte und regnete und ab und zu gewitterte es auch. So baute ich gleich morgens mein Tarp auf, damit wir nicht den ganzen Tag im Zelt liegen müssen. Das war eine tolle Idee, zwar nicht das perfekte Setup, da die von mir benutzten Bäume etwas zu eng standen, aber funktionell. Hin und wieder schaute auch die Sonne mal vorbei, da standen wir auf und bewegten uns etwas. Genau in so einem Moment fiel ein großer Ast vom Baum und durchbohrte das Tarp wie ein Speer.

Ich war erschrocken und wütend zugleich. Es hätte ja einen von uns treffen können, mit Sicherheit nicht tödlich, aber ganz schön aua aua. Wütend war ich, weil anscheinend gerade alles Wichtige irgendwie kaputt ging. Zuerst die 360-Grad-Kamera, dann verfing sich der Zelteingang öfters im Reißverschluss der Innenzelttür, so dass da nun mehrere Löcher drin waren, welche ich mit Sekundenkleber abdichtete, und nun hatte das Tarp, einen 20 cm langen Schlitz.

Diese Verarbeitung erfolgte unter erschwerten, stürmischen Bedingungen und die Stiche wurden sehr fest zusammen gezogen, so dass die Naht etwas abstrakt erscheint =)

Ich holte meine Nähzeug, Nadel und Sternzwirn, verkreuzstichte den Schlitz in der Hoffnung das hält eine Weile und versiegelte es mit Sekundenkleber. Da musste ich schmunzelnd viele Jahre zurückdenken. In der zweiten Klasse gab es das Fach Nadelarbeit, für Mädels Pflicht, für Jungs freiwillig. Ein paar Klassenkumpels und ich machten da mit, bis wir rausflogen, weil wir zu viel Blödsinn machten. Aber Hexenstich, Kreuzstich und ein paar andere neckische Dinge sind doch hängen geblieben. Krass, Schule ist ja doch ab und zu für etwas gut.

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