26 Jul Salone du Provence
Auf diesem Zeltplatz hob ich meinen Blick, sah diese wunderschönen Berge um uns herum und war voller Demut. Es fiel etwas schwer, diesen Ort zu verlassen, aber der Gedanke, dass es nur noch drei Lauftage bis zum Mittelmeer sind, machte alles wieder gut. Obwohl uns dieser Gedanke immer mehr erschreckt, denn am Mittelmeer endet die Reise für Johanna erst einmal. Der Abschied wird wahnsinnig traurig für uns beide, aber noch kann ich diesen Gedanken gut verdrängen.
Auf der Karte sahen die heutigen 18 km einfach aus, immer geradeaus und zweimal abbiegen, dann sind wir da. Der Wind hatte sich zum Glück noch nicht ausgetobt und so wehte er auch den ganzen Tag kräftig vor sich hin und um uns herum, so wurde es temperaturtechnisch ein sehr angenehmer Tag, an dem es uns sogar mal kurz fröstelte. Ein cooles, fast vergessenes Gefühl.
Stupide tippelten wir die Straßen entlang, die Berge waren unsere ständigen Begleiter, Apfel- und Birnen-Plantagen säumten den Weg und sogar ab und zu saftige, grüne Wiesen, einen Anblick, den wir lange nicht hatten.
Plötzlich hielt neben uns ein Taxi an und riss uns aus unserer flekmatischen Tippelei. Der Fahrer öffnete sein Fenster und hielt uns eine eiskalte Flasche Trinkwasser entgegen. Einfach so, wir waren so perplex, herzlichst bedankend nahmen wir das Geschenk entgegen und so plötzlich wie er anhielt, fuhr er lächelnd auch wieder davon. Ich fragte mich, würde mir das auch zu Hause passieren, ohne zu fragen? Und ich merkte, wie schwer es mir fiel, etwas anzunehmen. Ereignisse wie diese zeigen mir, wie auch ich sein will, sie prägen und geben mir ein Gefühl zurück, welches ich glaubte verloren zu haben, das Vertrauen in die Menschheit. Eine Flasche Wasser, etwas so Simples und dennoch so wertvolles, lebenspendendes, erfrischendes und unseren Tag versüßendes!
Irgendwann gingen mir die Adjektive für Dankbarkeit aus und die stoische Tippelei setzte wieder ein, bis wir am Ende der Zielgeraden ein offenes Tor entdeckten, welches mit einem Schild behangen war, auf dem “Camping” stand. Wir traten ein und befanden uns wieder mal in einem Kleinod “Les Biens Neuf”. Es sah aus, wie ein privates Landhaus mit einer gepflegten Wiese auf der viele, unterschiedliche Bäume standen, unter deren Schatten verschiedenste Camper ihr Domizil errichteten. Zwei Camper, einer davon ein Eigenheim auf Rädern, was nur von einem RAM 3500 gezogen werden konnte, 5 normale PKWs deren Besitzer je ein kleines Zelt aufgebaut hatten und mittendrin wir. Keine Parcellen, alles kreuz und quer und gemütlich auf der Wiese. Dabei waren wir die einzigen Nichtfranzosen.
Mit dem Besitzer des Eigenheims auf Rädern kam ich ins Gespräch, und er erzählte, dass dies sein kleiner Anhänger ist, er eigentlich, in Marokko wäre, er aber momentan Probleme mit dem Herzen habe, dabei zog er sein Shirt hoch und zeigte seine riesige Narbe, quer über den Brustkorb. Er erzählte weiter, das er hier erst noch zum Arzt muss, um das abzuklären, und das er in diesen Campern wohnt. Er sprach sehr gut deutsch, denn er arbeitete viele Jahre für österreichische und deutsche Firmen. Plötzlich kam ein cooler e-Benz angefahren, eine hübsche Frau stieg aus und er sagte sich verabschiedend, das ist meine Ärztin und sie verschwanden im kleinen Einfamiliencamper.
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