Öffis

Das Erwachen war himmlisch, zwar eisig kalt, aber optisch ein Fest. Alles war voller Raureif, welchen die ersten Sonnenstrahlen förmlich verdampfen liesen. Auch das Flüsschen Woltz zeigte sich von seiner mystisch, romantischen Seite mit aufsteigendem Wasserdampf. So als ob sich die Sonne einen Morgenkaffee bereitete. Wir jedenfalls taten das und genossen fröstelnd die zum Zelt gebrachten Brötchen. Die Schlafsäcke trockneten schnell im Gegensatz zum Zelt, welches ich noch etwas nass einpacken musste.

Dann ging es wieder auf die Piste. Die Vennbahn endete bereits in Trois Vierges, seit dem verlief der Radweg auf normalen Autostraßen, welche zum Glück nur sehr wenig befahren waren. Wieder kamen wir durch beeindruckende Landschaften und wieder trafen wir nur sehr vereinzelt auf Menschen. Der Weg zog sich und wurde scheinbar immer länger. 

Ca. auf halber Strecke kamen wir durch das herausstechende Städtchen Clervaux, welches wir tourimäßig erkundeten und gönnten uns den wohl schmackhaftesten Flammkuchen ever.

Am Nachmittag erreichten wir Enscherange. Auf dem Zeltplatz in Trois Vierges entdeckte Johanna, dass man auch kleine Bungalows mieten konnte, was ich ihr bis dahin natürlich verschwieg. So fragten wir auf dem Zeltplatz nach den Preisen und mieteten uns die Wanderhütte “Fred” für eine Nacht. Trotzdem baute ich das Zelt auf, damit es trocknete.

Ich dachte, alles sei okay, Johanna ist gut gelaufen und hat heute Nacht eine Hütte. Doch für sie war alles viel zu viel. So beschloss ich, die Route komplett zu ändern. 

Meine Reise soll zu Fuß sein, aber dabei will ich kein Dogmatiker sein, wenn mich ein Pferdegespann aufgabelt, eine schöne Zugstrecke vor mir liegt oder sich etwas anderes ergibt, was mir gefällt, dann nutze ich das. Hier in Luxemburg sind Zug und Busse für jeden kostenlos. Die meisten Touristen hier mieten sich irgendwo eine “Homebase” und erkunden mit den Öffis das Land, das ist wirklich echt genial. Bei uns in Deutschland labert man nur von Umweltschutz, macht Busse und Bahn immer teurer, denn Autos bringen ja Arbeitsplätze. (Die Frage ist bloß, wie lange noch. Ich denke mit autonomen Fahrzeugen, wird der Privatbesitz von Autos überflüssig.) Jedenfalls beschloss ich, noch zwei Tage zu gehen und dann vom Zeltplatz in Michelau aus mit dem Zug Luxemburg Stadt zu erkunden.

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