Los geht’s

Den Motivationstank ca. 80% gefüllt, verließ ich den Campingplatz mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Denn einerseits, war es ja immerhin das Paradies, welches mir unglaublich gut tat. Andererseits schrumpfte es in Windeseile meine Reisekasse. 

Der Weg wusste, wie schwer mir der Abschied vom Meer viel, deswegen durfte ich noch mehr als 10 km entlang der Küste laufen und epische Ausblicke erhaschen.

Es fühlte sich toll an wieder unterwegs zusein, aber natürlich kamen auch viele Erinnerungen an der Zeit mit Johanna wieder ins Gedächtnis und ins Herz. Mögen die Ausblicke auf das Meer noch so episch sein, den Ausblick, den ich täglich stundenlang beim Laufen auf meine Frau hatte, war traumhaft. Das Navigieren, war viel schwieriger, denn nun musste ich gleichzeitig auf den Verkehr, den Weg und aufs Handy achten, vorher übernahm Johanna die ersten zwei Punkte. Aber vor allem merkte ich die ca. drei Wochen lauffreie Zeit. Meine Kondition hatte wohl meine Motivation im Keller besucht und ist dort geblieben. 

Irgendwann hieß es dann erstmal Abschied nehmen vom Meer. Mein Weg führte mich nun ca. 230 km durchs Hinterland, dieses begann symbolträchtig mit dem Durchschreiten einer großen Steinbogenbrücke. Und tatsächlich befand ich mich sofort in einer anderen Welt. Vom Meer war nichts mehr zu sehen, auch die angenehme Meeresbrise hatte keinen Bock auch gebirgiges Hinterland und so fand ich mich auf gut asphaltierten, zu weilen sehr steilen Autostraßen zwischen Felsen wieder. Ich staunte nicht schlecht, als auf der anderen Straßenseite, unter einem Baum eine Herde wilder Ziegen, mit riesigen Hörnern ein schattiges Plätzchen genoss und mich dabei ziemlich suspekt ansah, während ich keuchend, wie ein Esel mit seinem Lastenkarren an ihnen vorüber zog.

So meisterte ich Serpentine um Serpentine und hoffte jedes Mal, bitte nach der nächsten Kurve nicht mehr so steil bergauf oder bergab. Aber, wie heißt es in einem russischen Sprichwort: “Hoffnung ist die Wiese auf der die Narren weiden.” Dann kam der lang ersehnte Abzweig in eine Nebenstraße, auf der ich ein eventuell geeignetes Schlafplätzchen markiert hatte. Tatsächlich wurde es eine richtige Nebenstraße, inklusive Schotterpiste und augenscheinlich nur sehr selten begangen und etwas Wald. So errichtete ich nach ca 16 km mein Schlaflager. Da der Boden mit sehr stacheligen Pflanzen bewachsen und mit vielen Steinen belegt war, entschied ich mich für die Hängematte. So fertig und überhitzt wie ich war, ließ ich die Isomatte weg, denn nachts war es ja auch nicht wirklich kalt, aber eben dennoch 17 Grad unter der Körpertemperatur und so wurde meine erste Nacht zu einem sehr frösteligen Erlebnis. Hinzu kamen die Geräusche, besser gesagt der Lärm. Denn zur einen Seite befand sich eine Schnellstraße und zur anderen ein Steinbruch mit Steinschrätter. Und da war er wieder der Narr auf der Wiese der Hoffnung. “Die arbeiten ja die Nacht nicht durch und die Autos werden bestimmt auch weniger.” Ha, Ha, schief lachte sich die Hoffnung. Natürlich wurde nachts durchgearbeitet, und natürlich mussten die Steine alle viertel Stunde von einem dicken LKW abgeholt werden, und ob es weniger Autos auf der Schnellstraße wurden, war vollkommen egal, denn jedes Motorrad, jedes Moped mit Vollgas oder der Turbo eines superduper Autos brachten mich dem Herzinfarkt näher. Außerdem rückt nachts alles näher zusammen und ich dachte, ich liege direkt im Steinbruch, in dem ein Autorennen stattfindet und schlief ab und zu ein.

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