Juhu, wir laufen wieder

Das Erwachen im Hotel “Zum weißen Schaf” war nach dem schönen Abend, ziemlich schwer. Aber es half alles nichts, Frühstück gab‘s um 8:00 Uhr und da sind wir natürlich pünktlich. Der Besitzer des Hotels sprach etwas deutsch, weil er mal LKW-Fahrer war und viele Touren nach Deutschland machte. So wurde auch das Frühstück sehr lustig. Die Wagen wurden gepackt und dann kam der schwere Moment des Abschiedes, denn solche Freunde möchte man am liebsten mitnehmen. Ein paar Umarmungen und Fotos später waren wir wieder on the road.

Ein schönes Gefühl, aber die vielen Ruhetage hatten ein spürbares Konditionsloch hinterlassen. Da waren wir dankbar, dass heute nur 17 km auf dem Plan standen. Das Ziel war ein Camping Naturalle, also eine Wiese, auf der man Zelten darf, aber WC, Wasser und andere Annehmlichkeiten selten vorhanden sind. Also etwas, wie legales Wildzelten. Das Wetter war ziemlich schwül, aber die Landschaft wieder wunderschön und so waren die 17 km mit ein paar Pausen kein Problem.

Laut App kam der Naturzeltplatz nach der nächsten Linkskurve, das erste, was wir sahen, war eine gemähte Wiese mit parkenden Autos. Dann, auf einer anderen Wiese gegenüber, eine Art großer Imbisswagen und davor überdachte Tische und Stühle. Ein paar Jugendliche fuhren auf knatternden Mopeds an uns vorbei und stellten ihre Mopeds neben den Autos ab. Unser erster Gedanke “Oh Gott, diesen Naturzeltplatz gibt es nicht mehr.”

Skeptisch gingen wir an dem Gesehenen vorüber, und siehe da ein Schild mit der Aufschrift “Aire Naturelle Camping” tauchte etwas hinter dem Imbiss auf. Auf einem weiteren Schild stand, dass man sich vor dem Aufbau im Restaurant anmelden soll. Es war eine Wiese, auf der ein großes Tippi, ein etwas kleineres Tipi und eine schwarze Box mit 4 Türen standen. Auf einem anderen Schild stand, dass man diese Tipis mieten kann und das Kleinere von beiden 30 € kostet. Da strahlten Johannas Augen, denn auch, wenn sie auf dem letzten Zeltplatz etwas Frieden mit dem Zelten geschlossen hatte, war eine Alternative immer willkommen, und so mieteten wir das Tipi für eine Nacht. 

Wir zogen ein und erkundeten dann dieses, uns auf den ersten Blick skurril erscheinende Wiesenarrangement und begriffen, das war das Freibad, also eine Art davon. Es gab eine Liegewiese, auf der sich zwei Frauen wälzten und Kinder plantschten in der Saone. Auch ein älterer Herr schwamm seine Bahnen von einem Ufer zum Anderen. Wir freuten uns, dass es kein lokales Volksfest war und somit die Aussicht auf eine ruhige Nacht hatten. 

Auch heute war ein besonderer Tag, denn eingentlich wollte Johanna mit unseren Freunden zurück nach Hause fahren. Denn mit dem schweren Wagen in Zügen ein- und auszusteigen ist ziemlich knifflig und mit dem Auto zurückzufahren, wäre der einfachste Weg gewesen, wieder nach Hause zu kommen. Aber Johanna entschied sich dafür, noch ca. vier Wochen mitzukommen. Denn sie hatte in den letzten Wochen so viele Dinge getan, von denen sie nie gedacht hätte, dass sie dazu in der Lage sei. Sie hat viele Ängste überwunden und ist über viele ihrer Grenzen gegangen, dass sie nun herausfinden will, was sie noch so alles kann, und die restliche Zeit möglichst bewusst genießen. Ich war sehr glücklich und dankbar für diese Entscheidung und wir feierten das gebürtig im Imbissrestaurant mit vegetarischen Burgern.

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