Ein Wow fürs Leben

Der Campingplatz in Tourrettes war toll, vor allem ruhig, also vorwiegend ruhig, so zusagen sehr ruhig. Den ruhigen Ruhetag nutzte ich, wie so oft, im Campingstuhl, meinen Blog schreibend und veröffentlichend. Es ist wirklich krass, wie viel Zeit das in Anspruch nimmt. So nebenbei bekomme ich das nicht gebacken und wenn ich mir jetzt noch youtube vorstelle, dann wüsste ich momentan gar nicht, wie und wann ich das machen sollte. Da müsste ich eine größere Pause einlegen. Da ich mir mittlerweile aber sehr sicher bin, dass es bald eine größere Pause geben wird, schiebe ich das Youtube-Projekt, wie bisher einfach weiter nach hinten. 

Jeden Morgen, wenn ich frühstückte, kam der nette, belgische Herr vom mobile Home gegenüber und brachte mir frisch gebrühten Kaffee in einer Bowl. Für eine Nacht hatte ich auch ein sehr nettes, deutsches Pärchen aus Karlsruhe als Zeltnachbar, welches mit dem Rad unterwegs war. Meist hatte ich jedoch das Gefühl, ganz alleine auf dem Zeltplatz zu sein.

Ein letztes Frühstück und los ging es wieder, auf die Straßen der Provence. Noch eine Übernachtung und ich bin wieder am Mittelmeer. Mit diesem Gedanken lief ich dem Meer entgegen und kam dabei durch traumhaft schöne Landschaften. Plötzlich musste ich mehr mals hinsehen und meinem Gehirn klar machen, das ist echt, was die Augen da sehen. Auf einem Parkplatz wurden Dino-Saurier verladen. Da sie sich durch das Verladen über den Parkplatz bewegten, sah das schon sehr krass aus. 

Mein Weg führte mich entlang des Fernradweges EV8, welcher auch gut ausgeschildert ist. Ca. 500 m nach so einem Hinweisschild, der Weg änderte sich von Asphalt in rocky dirt road, stand ich plötzlich vor einer Schranke, welche genau diesen Weg sperrte, sogar für Wanderer und Spaziergänger.

Da war es wieder, das kleine schälmige Abenteuer. Die meisten meiner Gedanken sagten “Ach komm, lauf weiter, wohin willst du denn sonnst?” Die etwas vorsichtigeren Gedanken sahen, wie steil es da bergab ging und fragten “Und was, wenn du den ganzenen Klaterratatsch wieder zurück musst, weil z.B. der Weg total abgebrochen ist?” In diesem Moment des Grübelns kam ein Jogger angerannt. Ich fragte ihn, was das bedeutet? Seine Antwort war achselzuckend, “Keine Ahnung, aber hier gehen immer viele Menschen spazieren.” und flitzte fröhlich weiter. Ich wurstelte mich unter der Schranke hindurch, weil ich mit dem Wagen zu breit war, an deren Seite vorbei zu passen. Ein neuer zweifelnder Gedanke besorgte mich “Der Jogger redete bestimmt nur von Fußgängern und nicht von Eslen mit Lastkarren hinten dran, wie mich.” Schon wenige Schritte reichten, um zu sagen “Sch… drauf!” denn der Weg und die Landschaft wurden atemberaubend schön.

Gut gelaunt ging ich den Weg weiter und weiter. Plötzlich tat sich vor mir ein Ausblick über ein Tal auf, den ich wohl nie vergessen werde. Eingerahmt von den vor mir stehenden Bäumen,  lag in der Ferne ein Tal, besser gesagt, eine Ebene, tief unter mir, mit Feldern, Wegen und Häusern, und auf dieser Ebene befand sich ein Berg, auf dem eine große Kirche stand. Dahinter waren wieder Berge und der Himmel. Und irgendwann begriff ich, dass das, was ich als Himmel wahrnahm, nicht alles Himmel ist, denn plötzlich sah ich da ein Schiff – das ist das MEER!

Es war ein so ergreifender Moment. Ich weiß nicht, warum das Meer solche Emotionen auslösen kann. Früher ergriff mich die Sehnsucht nach der Ferne, wenn ich das Meer sah, jetzt bin ich in der Ferne und es sind pure, tiefe Emotionen, vielleicht mit Dankbarkeit und Demut zu beschreiben. Der einzige fassbare Gedanke, war der Wunsch, dass das meine Frau sehen könnte, dass sie jetzt hier wäre! Denn zum einen weiß ich, dass sie das genau so tief berührt hätte und zum Anderen, würde ich gern diesen Moment mit ihr teilen. Aber man kann Erlebnisse nicht mit Worten, nicht einmal mit Bildern weitergeben, nur die Geschichte dessen, aber nie in ihrer Ganzheit mit all ihren Eindrücken, Emotionen, Düften, Geräuschen, Überraschungen,…

Trotz all der Schönheit musste ich weiter. Der Weg wurde steiler und steiler, aber zum Glück nie unpassierbar. Ich weiß nicht, welchen Beamten da, welche Laus über die Leber- gelaufen ist, vielleicht war es die Möglichkeit herabstürzender Steine, oder war es die Waldbrandgefahr oder einfach nur ein Wandergringe der die Schranke errichten und schließen lies, keine Ahnung. Eine zweite Schranke kam, unter die ich im Entengang hindurch musste, und die diesen grandiosen Weg beendete. Der Weg wurde noch steiler, es war super anstrengend, den Weg zu gehen. Zum Glück änderte sich mit der Schranke auch der Bodenbelag zu Asphalt, denn auf der steinigen dirty road, wäre ich bestimmt ins rutschen gekommen. Als ich das Tal erreichte, konnte ich nach oben blicken und die Häuser hoch über mir sehen, an denen ich vorbei kam. Auch das war beeindruckend.

Es war nach 17:00 Uhr, ich hatte noch 7 km vor mir und ich wusste nicht, welche Überraschungen der Weg für mich noch bereithielt. Da 19:00 Uhr die Rezeptionen der Campingplätze schließen, marschierte ich straffen Schrittes, mit immer kraftloser werdenden Beinen. Den Campingplatz in Pegamon erreichte ich rechtzeitig nach 28 km und bekam ein Plätzchen für die Nacht. Dafür bezahlte ich 10 Euro, LIEBEN DANK!

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