Abenteuer

Mit den Abenteuern ist das so eine Sache. Man zieht hinaus, um sie zu erleben. Dann kommen sie, und man will sich nicht! Denn oft sind es Grenzerfahrungen, in welchen man ums nackte Überleben oder wenigstens um seine Gesundheit oder Wohlbefinden kämpft. Wenn man es überstanden hat und wieder in Sicherheit ist, dann erinnert man sich heldenhaft an das Abenteuer und möchte wieder hinausziehen, um Abenteuer zu erleben.

So gut, wie ich eben in der Hängematte schlafen kann, so gut konnte ich auch schlafen, dass heißt nicht perfekt, aber ausreichend. Okay, bis auf die Hundeaktion. Gegen 21:00 Uhr schlug ein Hund in der Nähe an und hörte nicht mehr auf zu Bellen. Ich hörte wie dessen Frauchen und Herrchen mit ihm redeten und schimpften, aber der Hund gab sein Bestes und steckte damit auch die Hunde in Hörreichweite an. Irgendwann trommelten die Leute mit Besteck auf Töpfe, ich denke, um den vermeintlichen Fuchs zu vertreiben. Doch dieser lag in seiner Hängematte und hoffte, dass das Spektakel bald ein Ende findet und die Leute nicht auf die Idee kommen, nach der Ursache des Hundealarms zu suchen. Das taten sie nicht und alle konnten friedlich schlafen, alle, bis auf den Hund, ich vermute, der wurde irgendwo reingebracht.  

Als ich am Morgen den kleinen Trampelpfad verließ sah ich ein Schild “Das ist Privat und wird bewacht!” “Upps, sorry!” dachte ich und konnte mich nicht erinnern, am Beginn des Weges ein solches Schild gesehen zu haben, denn dann hätte ich dort keines Falls übernachtet.

Aber es ist, wie es ist! Und Tatsache ist auch, dass meine Reise nicht mehr so unschuldig, locker, leicht und unbeschwert ist, wie sie es sein sollte. Denn, seit Johanna zu Hause ist, fällt es ihr schwer, dort zu sein. Vor der Reise, konnte sie sich ein solches einfaches Leben auf der Straße nicht vorstellen. Nun hat sie am Drops der Freiheit gelutscht, ist stärker geworden, hat Werte geändert und braucht diese vermeintliche Sicherheit nicht mehr. Nun möchten wir natürlich, so schnell es geht wieder zusammen Reisen. Doch das ist nicht so einfach, denn die finanzielle Kalkulation, war so, wie wir bis jetzt gereist sind. Nun müssen wir schnellstmöglich einen Weg finden, wie wir von unterwegs etwas Geld verdienen können.

 

An dieser Stelle bedanke ich mich herzlichst für die Kommentare und Nachrichten diesbezüglich bei Euch! Ich hatte das ja schon in einem anderen Beitrg erwähnt. Weitere Ideen und Vorschläge sind immer willkommen!

 

Auch die Art der zukünftigen Reise wird sich verändern. Wie das Ganze dann werden wird, wissen wir noch nicht. Und genau diese Überlegungen, nehmen momentan einen riesige Teil meiner Gedankenwelt in Anspruch. So dass, ich nicht mehr auf der Reise bin, auf der ich sein möchte. Und einfach mal schnell nach Hause fahren geht auch nicht so einfach, da ich über die Auslandskrankenversicherung abgesichert bin.

 

Jedenfalls gestaltete sich der Weg, den ich nun lief wunderschön, idyllische Weinanbaugebiete, natürlich mit eigenem Chateau, tolle Landschaften umsäumt von imposanten Gebirgen. So erreichte ich, nach reichlich 20 km den von mir angepeilten Campingplatz, gegen 15:00 Uhr. Doch es stellte sich heraus, dass dieser Ort nur für Maschinen und nicht für Menschen gedacht war, also nur für Campingcars. Oder ich hätte mir ein mobile Home mieten können. Ich sagte der Dame, was ich davon hallte, nämlich, dass das hier kein Campingplatz, sondern ein Motel mit Campingcarparkplatz sein und ich es nicht verstehe, warum man dies nicht klar und deutlich auf der eigenen Website kommuniziert. So, wie das alle der 4 benachbarten Pseudocampingplätze es auch taten. Mit dickem Hals verlies ich diesen gierigen, herzlosen Ort und ging direkt in den benachbarten Lidl um mir ein Frusteis einzuverleiben und zu überlegen, was ich nun tue.

Der nächste Campingplatz war 42 km entfernt, diese Strecke hatte ich mir aufgeteilt und ungefähr nach 20 km einen Schlafspot auf der Karte markiert. Doch 20 km waren zu weit für heute, da wollte ich wenigstens soweit laufen, dass ich am nächsten Tag keine 30 km vor mir hatte. Mit der Energie des Frusteises begab ich mich auf die Piste und wurde nach ca. 2 km wieder aus meiner Planung katapultiert. Denn ausgerechnet auf meiner Abzweigung, von den 6 zur Verfügung stehenden, stand ein Polizeiauto quer und der nette junge Polizist erklärte mir, dass diese Strecke komplett gesperrt sei, da es dort einen Waldbrand gibt und da kam auch schon eine Feuerwehr. Wow, ich will dort im Wald schlafen und da brennt es irgendwo. Das fühlt sich nicht gut an, aber irgendwie muss ich weiter.

Meine App zeigte mir, dass der eine Abzweig sich zwar etwas von meinem Weg entfernt, er aber die einzige Möglichkeit ist, irgendwann wieder auf meinen Weg zu gelangen. Ich fragte den Polizisten, ob ich diesen Weg nehmen kann und er sagte, “Ja, aber bitte seien sie vorsichtig!” “Was will mir der Weg damit sagen?”-denkend nahm ich den Feldweg, der schnell zu einer anspruchsvollen Offroaderfahrung für mich und den Wagen wurde. Bis wir die Stadt Le Muy erreichten, da gab es wieder Asphalt, der sich ganz schön in die Länge zog. Aber ich wurde belohnt, mit einem Carefour Express, einem kleinen Supermarkt. Dort gab es noch etwas flüssigen Treibstoff für mich. Gegenüber sah ich eine Art Bank mit Geldautomaten, die Selbige verschmähte ich schon einmal, weil da etwas von “aufladen” und “keine zerissenen Geldscheine” stand. Dieses mal beobachtete ich einen Mann, der Geld abhob. Da dachte ich mir “Zwar habe ich noch 10 Euro in bar, und hier kann man ja alles mit Karte erledigen. Aber nutze die Gelegenheit und spendiere deiner Brieftasche mal einen Hunni.” Das tat ich und marschierte, die bereits gelaufenen Kilometer in den Knochen spürend weiter.

Der Weg schien immer länger zu werden und Uhrzeit, schnell, immer später. Als ich meinen ursprünglichen Weg erreichte sagte ich mir “Die nächste geeignete Stelle zum Schlafen nimmst du!” Doch plötzlich lief‘s recht gut und ich schaffte es sogar etwas weiter, wie geplant. Hier war auf der Karte wieder ein Rastplatz eingezeichnet, in der Realität war dieser jedoch gesperrt und mit Erdhügeln, für Autofahrer unpassierbar gemacht. Für mich war diese Stelle ideal. Zwei geeignete Bäume für die Hängematte fand ich nur ziemlich nah an der Straße. Doch was soll es, die Sonne war bereits untergegangen und in wenigen Minuten macht jemand das Licht komplett aus. 

Die Beine freuten sich spürbar, endlich selbst von der Hängematte getragen zu werden.. Da kam mir wieder in Erinnerung, dass es hier in der Gegend einen Waldbrand gibt. Zwar war ich todmüde, aber meine Sinne Waren geschärft. Meine Augen achteten auf rötlichen Schein, meine Nase auf Rauch und meine Ohren, nach dem typischen Knistern bzw. Lodern. Doch das einzige was meine Ohren hörten, war der Hubschrauber, der die ganze Nacht kreiste und definitiv nach Brandspots suchte. Zweimal war er so dicht über mir, das ich die Abgase riechen konnte und ich dachte, er setzt hier zur Landung an. Doch die gelaufenen 35 km sorgten schlussendlich für einen guten Schlaf.

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