1.000 Kilometer zu Fuß

Wahrscheinlich schlief dieser Campingplatz tagsüber und erwacht nachts zum Leben. Jedenfalls war es mit dem Einschlafen wieder etwas schwierig. Gegen 22:00 Uhr kamen neue Gäste an und wählten die Parzelle direkt neben uns, so hatten wir tolle Autoscheinwerferbeleuchtung im Zelt, so lange sie aufbauten und das taten sie gefühlte 3 Jahre. Wir wussten nicht, was sie machten, wir hörten, wie Stangen zusammen gesteckt wurden, Planen ausgebreitet und irgendwie verwurstet wurden, und irgendwann kam die doppelzügige Luftpumpe zum Einsatz. Diese Luftpumpe gab alles, bei jedem Hub und jedem Druck Pfiff sie wie ein Asthmatiker beim Endspurt eines Marathons, nur eben von der Startlinie an und es schien, als pumpten sie einen Swimmingpool in freitzeitparkgröße auf. Aber das war okay, sie kamen eben etwas spät an und mussten alles aufbauen. Was mich etwas aus meiner Omm-Komfortzone brachte, war die andere Nachbarzelle. Auf dieser stand ein großes Zelt und in diesem schien ein eben so großer Fernseher vorhanden zu sein, natürlich mit entsprechend großen Lautsprecherboxen. Und was gibt es Schöneres auf einem Campingplatz in der Natur als Fern zu schauen, das einzige, was dabei stört, sind die blöden Vögel und Zikaden, die machen so einen Lärm, dass man den Ton voll aufreißen muss, um auch alles zu verstehen.  Auch wenn es noch so laut war, ich verstand nichts, denn es war französisch und ich wollte nur schlafen. Irgendwann gingen die Zeltbewohner dieser Parzelle auch schlafen und wir schliefen spät, aber doch ein.

Every day the same procedure und dann waren wir auch schon auf dem Weg. Am Abend zu vor hatte ich mir eine Markierung in der Wander-App auf dem heute anstehenden Weg gesetzt. Doch bevor wir diese erreichten, erreichten wir nach ca. 7 km den ersten Supermarkt es Tages und schütteten ordentlich Flüssigkeit in unsere Kühler. Dann endlich war es soweit, ich sah wie wir die gesetzte Markierung überschritten und ich konnte es selbst nicht glauben, denn das bedeutete, dass wir nun auf unserer Reise 1000 km zu Fuß gelaufen sind. EINTAUSEND KILOMETER, 1.000.000 METER, das sind ungefähr 2.000,000 SCHRITTE – WAHNSINN! Natürlich musste das Instatechnisch kundgetan werden und so gab es eine ausgedehnte Pause. Da bis dahin Johanna noch nichts davon wusste, war sie auch erstmal total perplex und musste das für sich einordnen. Ein Mensch, der vorher einen Kilometer für krass viel hielt, war nun 1.000 Kilometer gelaufen. 

Der Schock war verarbeitet und es ging weiter zu Fuß. Heute hatte sich die Sonne ein neues Spielchen ausgedacht, sie versteckte sich hinter ein paar Wolken, heizte diese so kräftig ein, das diese, diese Hitze zusammen mit deren Feuchtigkeit abgaben, uns ordentlich einschwülten und ab und zu strahlte uns die Sonne direkt mit Vollgas an. Mit Sicherheit hätte das an einem anderen Tag Wirkung gezeigt, aber heute gab es den 1000-km-Hype und einen zweiten Supermarkt auf dem Weg. Bei diesem zelebrierten wir die 1000 km ordentlich. Johanna gönnte sich einen Fruchtsalat aus Melonen und Ananas und ich einen Saft und ein großes Ben&Jerrys-Eis, welches mir sonst zu teuer erscheint. Mit diesen übertriebenen Abkühlungen meisterten wir den Rest des Weges und kamen an unserem heutigen Ziel, einem riesigen Campingplatz inmitten vom großen Nichts an. Wir zahlten unerschrocken die 34 Ocken, was der momentane Preisrekord für eine Übernachtung im Zelt ist und gönnten uns noch ein paar Getränke an der Bar, um die 1000 km gebürtig zu feiern. Interessanterweise waren die Getränkepreise mit die billigsten. Um uns herum saß dabei eine große französische Familie und wir genossen dieses gelassene, familiäre, liebevolle Miteinander.

No Comments

Post A Comment

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner