Um 9:00 Uhr kam ich los. Nach 6 km sollte ein Supermarkt kommen, bei dem ich meine Essens- und Getränke-Vorräte auffüllen möchte. Nach weiteren 6 km sollte ein Free-mobile-Store kommen, wo ich mir eine neue SIM-Karte zulegen möchte, und nach weiteren 18 km sollte ein Campingplatz kommen, auf dem ich zwei, drei tage bleiben möchte, um meinen weiteren Weg zu planen. Aber zwischendurch laufe ich ca. 15 km an Stränden entlang und werde hoffentlich die Stunde Zeit haben, auch einmal ins Meer zu hüpfen. Das war der Plan.
Nach 6 km, in einem Vorort von Cannes, erreichte ich den erhofften Supermarkt und deckte mich ein. Nach weiteren 6 km erreichte ich den Free-Store mitten in Cannes und wollte am Automaten eine Sim-Karte ziehen, aber es gab ein Internetproblem. “Kommen sie bitte in einer Stunde wieder.” War die Anweisung der netten, auch leicht überforderten Angestellten. Was soll ich tun? Was ist, wenn ich jetzt hier eine Stunde vergeude und deren Internetprobleme bestehen weiter? Aber was soll’s, Internet ist wichtig, zum Planen, zum Bloggen und vor allem zum Kommunizieren. In einer Boulongerie gönnte ich mir ein Eclair und stand pünktlich nach einer Stunde wieder im Store. Die Automaten standen frisch gebootet und startklar zur Verfügung. So zog ich mir eine Sim-Karte und zog mit ein-einhalb-stündiger Verspätung weiter.
Mein Weg führte mich entlang der Strandpromenade von Cannes. Standesgemäß unter Palmen, entlang an Badestränden, coolen Strandrestaurantes und kleinen Häfen mit protzigen Yachten. Die 75 Filmfestspiele waren leider vorbei, dafür fand gerade das Yachting-Festival statt und sorgte für eine volle Stadt. Die Strandpromenade führte mich bis weit aus der Stadt hinaus und dann folgte auch schon die Strandpromenade der nächsten Stadt und so weiter.
Ich lief, bis kurz vorm Campingplatz, entlang der schönsten Badestrände und nahm mir nicht die Zeit ins Meer zu springen, denn die Verzögerung im Free-Store, nahm mir genau diese Zeit für Luxus. Ich fühlte mich, wie ein kleines Kind, welches stundenlang an Süßigkeitenregale vorbeiläuft und sich nichts nehmen darf, frustriert und gleichzeitig von der Schönheit verzückt.
Ich lief und lief und der Schweiß tat es mir gleich, doch dieser ging baden, in meinen Augen und diese brannten deswegen. So konnte ich auf dem Handy nichts mehr erkennen, auch von Antibes sah ich wenig, rieb ständig meine Augen mit den Fingern aus, verschmierte so meine Sonnenbrille und sah noch weniger. Aber ich lief und lief immer weiter.
Der ausgewählte Campingplatz existierte, nahm Zelte auf und kostet inklusive Strom 20 Euro die Nacht. Ich buchte erstmal zwei Nächte, mit dem Wissen, ich werde verlängern. Denn ab hier, weiß ich nicht, wie ich weitergehen soll! Klar, als Nächstes: Nizza, dann Monaco, dann Italien. Aber auf diesem Weg gibt es keine erreichbaren Campingplätze und auf der Karte sieht alles so verbaut aus, dass ich auch keine alternativen Schlafplätze finde, außer Hotels.
Dann steht ja auch noch das große Ganze im Raum, also die Weiterreise mit meiner Frau. Dieses nimmt zum Glück langsam Gestalt an, so fühlt sich meine Reise langsam als Auslaufmodell an.
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