Nicht viel geschafft

Zwei volle tage verbrachte ich auf dem Zeltplatz in Sillans de Cascades. Viel hatte ich mir vorgenommen, aber nur wenig geschafft. Ich wollte mich etwas ausruhen und pflegen, nach den letzten 5 wilden Tagen, meinen Blog aktuallisieren, meine Daten (Bilder, Videos) vernünftig speichern und sichern und vorallem wollte ich endlich mit meinem ersten youtube-Video beginnen. Die ersten zwei Punkte hab ich geschafft. Fürs leibliche Wohl ging ich ins Dorf, in eine Boulongerie und holte mir eine frisch belegte Pizzazunge mit angebratenen Auberginen und einer unglaublich leckeren, hausgemachten Tomatensoße. Den Blog zu schreiben, macht mir riesig Spaß, doch das dauert eben seine Zeit. Die Sonne verbrennt schnell die Gedanken der Vergangenheit, da muss ich auf meine Handyfotos und Trackingaufnahmen zurückgreifen, um mich wieder zu erinnern und dieses mal waren es 5 Tage. Dann müssen Bilder herausgesucht, bearbeitet und hochgeladen werden. Und dann kommt der nervige Teil, nämlich in WordPress alles zu einem Artikel mit Bild und Text zusammenzufassen, ihr glaubt nicht, wie laaaaange jede Aktion da dauert. Irgendwie ist für youtube wohl noch nicht die richtige Zeit, denn nie habe ich ausreichend Zeit an Orten, wo ich Strom habe. Ehrlich gesagt graut es mir davor, denn meine Aufnahmen sind unbeständig, wenig und dilettantisch. Fall ich es irgendwann mal schaffe, ein Video zu veröffentlichen, dann wird es bestimmt eine totale fremdschäm-Lachnummer.

Ich hätte mir ja noch einen Tag Zeit nehmen können, doch da drückt auch der zeitliche Schuh etwas, denn in ein paar Tagen, läuft meine Daten-Sim-Karte ab und bis dahin will ich in einer größeren Stadt sein, um eine neue zu besorgen.

Also packte ich meine 700 Sachen und zog wieder los. Als erstes ging es richtig krass bergab und dann merkte ich, dass mit mir etwas nicht stimmte. Mein Geist war glasklar, aber mein Körper verhielt sich, als hätte er 3 Promille auf dem Kessel. Mein Gleichgewicht war ganz schön außer Balance. Ich konzentrierte mich, ging Schritt für Schritt und versuchte Ausweichschritte oder besser gesagt Körpereinfangschritte zu vermeiden, wenn Autos im Anmarsch waren. Das Ganze dauerte zwar ein paar Stunden, aber irgendwann waren sich Körper und Geist wieder einig und marschieren wieder zusammen in eine Richtung weiter.

Das kleine Städtchen Salernes lag auf meinem Weg und bot natürlich die Gelegenheit Flüssig- und Festbrennstoff nach zufüllen. Außerdem war das Örtchen geschmückt mit französischen, englischen und amerikanischen Fähnchen, denn der Tag der deutschen Kapitulation näherte sich. Dieser wird hier gefeiert und das nicht ohne Grund. In fast jedem Dorf, Städtchen oder Stadt sieht man ein Denkmal, welches an die ermordeten Kinder des jeweiligen Ortes erinnert. Immer, wenn ich ein solches Denkmal sehe, werde ich sehr traurig, denke an die Menschen, die ohne es zu wollen, aus ihrem Leben, ihren Familien herausgerissen wurden, nur weil eine Nation voller Arschlöcher meinte, ihnen gehört die Welt. Dann bekomme ich riesige Wut auf die die immer noch Großmachtfantasien haben, die Vergangenheit relativieren oder leugnen. In verschiedenen Zeiten gab es verschiedene Nationen voller Arschlöcher. Auch Frankreich kann sich da nicht herausnehmen, denn Napoleons Feldzüge, waren auch kein Streichelzoo. Und Heute? Heute scheißt Putin auf die großen Opfer und Erfolge der Roten Armee, denn er begründet einen reinen Angriffskrieg mit dem Kampf gegen Nazis. Die Rote Arme hat gegen Nazis gekämpft, die heutigen russischen Terroristen vergewaltigen und töten nur unschuldige Kinder und Frauen.

Ja auch solche Gedanken habe ich auf meiner Reise, aber diese helfen mir auch, mein eigenes Glück zu begreifen.

Ein paar Kilometer nach dem Städtchen lief ich wieder mal auf einem großen Radweg, dem Eurovelo 8. Dieser führt von Cadiz in Spanien über 5.900 km nach Athen. Ich jedenfalls, erreichte meine markierte Schlafstelle bereits nach 17 km. Der Radweg verläuft hier neben der Autostraße und für ca. 200m verläuft hier parallel ein kleiner Trampelpfad mit etwas Gebüsch und ein paar wenigen Bäumen, die ich nutzte, um meine Hängematte aufzuspannen, um ins Land der Träume weiter zu reisen.

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