Monaco – für mich überbewertet

Mal wachte ich auf wegen der Mücken, dann wegen eines lauten Geräusches von der Straße, mitten in der Nacht kam die Müllabfuhr und leerte die Tonnen auf dem Parkplatz, dann wieder Mücken, dann konnte ich nicht schlafen, weil es plötzlich ruhig war, dann kam ein Zug, so ging es die ganze Nacht durch, ich schlief ein und wachte wieder auf. Als es dann hell wurde, flogen auch schon die ersten Jogger an mir vorbei. Schlaftrunken grüßte ich sie, doch ich glaube, sie haben mich gar nicht wahrgenommen, sie hörten Musik und kämpften fokussiert mit sich selbst.

Ich stand auf, räumte meinen Schlafplatz, putzte die Zähne, bereitete meinen Powerdrink vor, packte die Tasche, schleppte den Wagen die Treppe zum Parkplatz hoch, genoss dort in aller Ruhe meinen Drink, während die Sonne hinter dem Mittelmeer etwas aufging. Wahrscheinlich hatte die Sonne eine ähnlich aufregende Nacht wie ich, denn schon bald verkroch sie sich hinter dicken Wolken, diese waren darüber sehr traurig und begannen zu weinen, als ich gerade losgelaufen war. Zu Beginn waren die Wolken nur etwas traurig, denn sie nieselten nur etwas vor sich hin. Die Aussicht vom Weg aufs Meer war wunderschön, mehrere ultrakurze Tunnel kamen und machten die Landschaft noch interessanter, zumindest für Autofahrer.

Um Straßenteilnehmer, ohne fahrbaren Untersatz zu beschützen, wurden kleine, ca. 50 cm hohe Betonwände zwischen Fahrspur und Verkehrsleitplanken errichtet. Klingt gut, begann auch gut, doch diese wurden immer enger, bis ich nicht mehr durch passte, das passierte jedes Mal. Da musste ich mich rückwärts rauskämpfen, um dann den Abschnitt, zur Freude der Autofahrer, auf der Straße zu gehen. Das passiert auch bei normalen Bürgersteigen, die sind häufig so eng, dass ich gerade mit dem Wagen drauf passe, dann kommt eine Laterne oder ein Verkehrsschild, die natürlich genau in die Mitte des Bürgersteigs gestellt wurden, dann darf man den Wagen vom ca. 20 cm hohen Bordstein runterplumsen lassen, um ihn gleich wieder hochzuochsen. Ich denke mir jedes Mal dabei, was machen hier die Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen, aber diese Antwort bekam ich nicht, denn beides sah ich nie. Aber die Betonwändchen waren das fießeste Hinternis, Fahrradfahrer hoben ihr Rad darüber, aber der Wagen, in dieser Position, war zu schwer.

Mit meinem lauten Gefluche machte ich die Wolken wohl noch trauriger, denn nun schütteten sie den Regen sintflutartig herunter. Eine kurze Zeit stellt ich mich unter einem Felsvorsprung und ging dann mit Regenjacke weiter. Aber auch da zeigte das Mittelmeer seine Vielfältigkeit und verzauberte mich mit türkis-grauen Farben, wobei alles so weichgezeichnet war, dass ich am Horizont nicht erkennen konnte, wo ist endet das Meer und wo beginnt der Himmel. Auch das sah wunderschön aus, aber es nervte, denn meistens schaute ich auf den Boden, damit meine Brille möglichst wenig Regen abbekam. Die sonst so zuvorkommenden französischen Autofahrer hatten Regen wahrscheinlich noch nie als Fußgänger erlebt, denn sie fuhren mit voller Geschwindigkeit durch die entstandenen Pfützen. Damit reinigten sie ihre Radkästen und auch mich.

Die Schönheit der Landschaft nahm ab, denn die Bebauung nahm zu und …, juhu eine Boulongerie, nichts wie hinein und Frühstück kaufen. Eine Ciche, ein pizzaähnliches Stück mit Tomaten, Zwiebeln und unaussprechlichen Namen und einen Kaffee, verputzte ich unter der Markise vor dem Bäcker. Ein kleinens Schokoteilchen und noch eine Tasse Kaffee rundeten das Frühstück ab. Für Unterhaltung sorgten die Gäste auf dem kleinen, stark frequentierten Parkplatz vor dem Bäcker.

Gestärkt und amüsiert ging ich im leichten Regen weiter und erreichte, ohne es mitzubekommen, Monaco. Plötzlich war ich nicht mehr in Frankreich, sondern im Stadtstaat Monaco.

Gespannt und neugierig lief ich weiter, die Häuserschluchten wurden so tief, dass mein Navi Probleme hatte, meine Position zu finden. Es war interessant, wie viele Hochhäuser auf engstem Raum auf einen Felsen passen. Dann stand ich vor einem Tunnel, auf dem ein fettes Fußgängerverbotsschild prangte. Ich schaute in meine App, ja, ich bin an der richtigen Stelle, nein, es gibt keinen Weg drumherum. Na dann los, Augen zu und durch, zum Glück gab es eine Spur für Radfahrer, die ich nutzte. Der Tunnel gabelte sich, ich wusste, ich muss mich links halten und so tat ich es. Zumindest für ein paar Minuten, denn dann sah ich irgendwelche Menschen, mit leuchtenden Westen am Ausgang. Polizei oder Bauarbeiter, ich weiß es nicht. Ich ging jedenfalls etwas zurück und nahm den anderen Ausgang und fand auch dort meinen Weg.

Siegessicher lief ich und lief und stand plötzlich in einer Gasse, welche durch ein Haus beendet wurde. “What?” Ich wollte gerade umdrehen, da sah ich, dass da ein Mann in einen Fahrstuhl einstieg, als er mich sah, hielt er die Türe so lange offen, bis ich auch drin war. So hatte ich keine Zeit zu überlegen. Es ging ein ganzes Stück nach unten. Unten angekommen, zeigte mir das Navi, dass ich auf dem richtigen Weg bin, einfach so, ohne Hinweis, “Da ist ein Fahrstuhl!” Nein, das ganze wurde als durchgehende Straße dargestellt. Solche positiv endenten Erlebnisse geben einen auch ein positives Gefühl. Weiter Überraschungen waren noch, eine nicht eingezeichnete Treppe und ein großes, verschlossenes Tor. Fluchend drehte ich um und wollte zurückgehen, da kam ein Baufahrzeug, das Tor öffnete sich und ich rannte durch das geöffnete Tor und stand wieder auf dem richtigen Weg. Die protzigen Yachten im Hafen, die noblen Geschäfte, die schicken Villen und Schlösser nahm ich wahr, aber nichts von all dem interessierte mich wirklich. Klar, die Häuser waren imposant, vor allem in ihrer Menge und Dichte. Aber es war eine Stadt, von Geld für Geld gebaut. Etwas, was mir besonders auffiel, war, dass ich keinen einzigen Menschen lächeln sah, um so mehr lächelte ich. Monaco durchquert, wieder in Frankreich, sah ich einen Strand und dachte “Schön! Ein Ort für Menschen und nicht für Yachten!” 

Die letzte Nacht, der Regen, die Bürgersteigfallen, die Berge, die anstrengende Navigation in Monaco und zu allem Überfluss, eine fette Blase, wegen der neuen Schuhe, all das summierte sich, das ich nun etwas kämpfte, um Menton zu erreichen. Aber auch das schaffte ich. Kurz etwas einkaufen und dann kam der Endgegner. Denn der Campingplatz liegt 120 m über dem Meer und ich war am Meer. Auf ca. 1,5 km schraubte sich eine Straße nach oben, wieder mit tollen Aussichten und viel Schweiß. So erreichte ich die Rezeption und erhielt einen schönen Stellplatz, auf einer Terrasse, von der aus, ich das Meer sehen konnte. Geil, jeder Tag ein Geschenk!

So schenkte ich mir einen Ruhetag an diesem Ort und lernte einige nette deutsche Reisende kennen. Neben mir waren 4 Motorradfahrer, als sie wegfuhren, wurde der Platz von einem sehr jungen motorradfahrendem Pärchen belegt. Auf der Terrasse über mir stand ein cooler Land Rover Defender mit aufgebauten Dach- und Vorzelt, mit dem Auto hätte ich auch gern die Welt bereist. Aber auch die zwei VW-Busse, welche am nächsten Tag auf der Terrasse über mir standen, hätte ich nicht verschmäht. Tolle Gespräche, gegenseitige Hilfe, es war schön, zu erkennen, dass nicht alle Deutschen verkorkste Typen sind. 

Um das Städtchen Menton zu erkunden, nahm ich nicht die Straße hinab, sonder nutzte den Weg mit den 300 Stufen. Diese spülten mich in das Herz der Altstadt und diese war wiedermal ein großes WOW. Enge Gassen, viele Geschäfte, Restaurantes, Bars, hinter mir hohe Berge, vor mir das Meer, am Meer eine kleine Festung und die lange Promenade. Es war wunderschön. Zurück auf dem Zeltplatz, schrieb ich noch so lange am Blog, bis der Akku keinen Saft mehr hatte. Dann folgten noch viele schöne Gespräche mit den Terrassennachbarn.

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