Mein zweites erstes Mal

Die Nächte waren immer noch um den Gefrierpunkt und Johanna bat um noch etwas Bedenkzeit. So kamen wir zu dem Entschluss, dass ich erstmal alleine losgehe. Dieser Tag war schwierig, besser gesagt fühlte sich alles ziemlich bipolar an. Im selben Moment fühlte ich mich gut, weil es endlich losging und schlecht, weil Johanna zu Hause blieb. Glücklich, weil ich begann meinen Traum umzusetzen, unglücklich, weil ich damit eventuell unsere Ehe aufs Spiel setze. Ich fühlte mich gleichzeitig gut und bös, mutig und feige.

Johanna fuhr mich nach Rißdorf, an die Stelle, an der wir uns entschieden zu pausieren. Der Abschied war kurz und schmerzvoll. An diesem Tag versperrten mir die Gedanken die Sicht. Meine Augen registrierten, das alles so war, wie ich es mir wünschte. Die sanften Hügel der Eifel mit ihren Feldern und Wäldern erinnerten mich ans Auenland und auch das Wetter war tagsüber sonnig, so um die 20 Grad. Ortschaften wie Holzheim, Harzheim, Eiserfey und Vollem lagen auf dem Weg. Die Menschen grüßten freundlich mit fragenden Blicken und einige fragten auch. Nette Gespräche ergaben sich und ich bekam ein Gespür dafür, wie es unterwegs sein könnte. Aber an diesem Tag nahm ich alles durch diese laute Dunstwolke der Zerrissenheit war.

Für die ersten zwei Tage hatte ich mir die Touren zusammengestellt und so erreichte ich das Gebiet, wo ich mich, wie geplant, auf Schlafplatzsuche machte. Es war spannend, wie ein guter Krimi. Auf einem Waldweg schnallte ich den Wagen ab, kletterte eine Böschung hinauf und prüfte die Gegebenheiten. Für gut befunden und zurück auf dem Weg, schaute ich mich um, dass niemand in der Nähe ist, der mich sieht. Dann hievte ich den Wagen mit dem Gepäck die Böschung hinauf und zerrte ihn noch einige Meter weiter in den Wald. Das Nachtlager errichtete ich auf ein kuschelweiches Moosbeet. Ich aß noch etwas und schon wurde es dunkel. Im Zelt noch ein paar Telefonate, ein paar schwere Gedanken und dann kamen die Erkenntnisse des ersten Tages. Meine Muskeln brannten und ich hatte großen Durst, also waren die Hügel der Eifel gar nicht sooo sanft und auch unter einem kuschelweichen Moosbeet können sich harte, knorrige Wurzeln verstecken.

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