Der süße Vollkatastrophentag

Einen Tag nutzte ich um, mit dem Zug nach Nizza zu fahren. Es war ein süßer Katastrophentag. Nizza ist wunderschön. Mit tausend Gassen, in denen man am liebsten in jede hineingehen möchte, Ausstellungen, Restaurants, Bars, Geschäften, der schönen Strandpromenade, den sanften Hügeln und den steilen Bergen im Hintergrund. Tausend Blicke, in denen man sich verlieren kann. Fast gleich zu beginn passierte für mich eine Vollkatastrophe. Mir gefiel das Stadttheater und wollte es mit meiner Sony alpha 7c fotografieren, millionenfach gemacht, aber diesmal fiel das Objektiv vom Fotoapparat ab, auf den Beton, auf den Verschluss und lässt sich nun nicht mehr am Fotoapparat befestigen. Ich hätte am liebsten laut geschrien, aber das hätte auch nichts mehr geändert. Mein zweites Erlebnis der sonderbaren Art war, als sich plötzlich ein Eilzug aus Darmstadt in mir meldete und seine sehr baldige Ankunft mitteilte. Ich schaute in meine App, denn da sind auch öffentliche Toiletten eingezeichnet. Die nächste befand sich nur 200 m entfernt, das sollte ich gerade so schaffen, ich eilte zu der genannten Stelle am Strand und fand dort viele Menschen, die Rettungsschwimmer, aber keine Erleichterung. So eilte ich mit Hochdruck in die nächstgelegene Strandbar, bestellte einen Monaco und ging direkt auf den Thron der Erleichterung. Danach genoss ich den Monaco mit tollem Blick aufs Meer.

Viele wunderbare Dinge in Nizza gesehen, noch etwas fürs Abendbrot gekauft, stand ich wieder im Bahnhof, bereit für die Rückfahrt, in einer der langen Schlangen vorm Ticketautomaten. Eigentlich gab es ausreichend Automaten, aber fast alle waren außer Betrieb. So nach ca. einer viertel Stunde war ich fast am Drücker, da griff ich in die Hosentasche, um schonmal mein Portmonee zu zücken, da verfiel ich in Schockstarre, denn in meiner Hose befand sich alles, nur kein Portmonee. Ich trat aus der Reihe, tastete mich ab, nichts, kein Portmonee. All meine Gedanken in diesem Moment, kann ich nicht wiedergeben, aber einige: “Ich Vollpfosten, habe natürlich meine Kreditkarte nach dem Sim-Kartenkauf nicht rausgetan, so das ich jetzt gar keine Karte mehr habe! F..k, wie ist das passiert, eigentlich achte ich doch darauf, vorallem an Bahnhöfen, habe ich immer meine Hand an der Hosentasche? F..k, F..K, F..K!, …” Na ja, nach dem ganzen Brainf..k musste ich an die frische Luft, ich setzte mich vorm Bahnhof auf eine Treppe und überlegte, was nun zu tun ist. Bezahlen könnte ich vielleicht mit dem Handy, ich glaube, dass ich es eingerichtet habe, aber noch nicht benutzt. Mit dem Gedanken durchwühlte ich meinen Rucksack, aber mein Portmonee stecke ich niemals in den Rucksack, sondern immer in die gleiche Hosentasche. Und was war das? Sag niemals nie! Ich hielt mein Portmonee in der Hand, ich konnte es nicht fassen. Im Lebensmittelgeschäft quatschte ich noch etwas mit dem Kassierer, da war ich dann wohl etwas unachtsam. Zitternd erhob ich mich von der Treppe, ging zurück in den Bahnhof und reihte mich wieder am Ende einer Schlange ein, da lief mir der Schweiß von der Stirn, als wäre ich gerade 30 km gelaufen. Aber Ende gut, alles gut!

No Comments

Post A Comment

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner