Das vorläufige Ende

Das Auto mieten klappte problemlos, ich stieg beim Verleiher in das gestartete Auto, fuhr zuerst an einen Ort, wo es einen Zeltplatz geben sollte. Aber, das war ein fake auf der openstreetmap-Karte, was für meine weitere Tour eine wichtige und unschöne Info war. Ich kehrte um, fuhr zum Apartment und räumte das Gepäck ein. Plötzlich kam ich mir vor, wie ein Fahranfänger, denn es gab kein Zündschloss, nur einen Startknopf und wenn ich diesen betätigte, erschienen auf dem Display Instruktionen auf Französisch. In diesem Moment kam Frau Nahal und ich fragte sie, ob sie weiß wie das geht, sie setzte sich hinein und war kurze Zeit später genau so planlos wie ich, trotz der französischen Instruktionen. Sie rief ihren Mann an und der lüftete das Geheimnis, man drückt die Kupplung, dann den Startknopf und brumm brumm, der Motor läuft. Das war mir peinlich, ich als ehemaliger Berufskraftfahrer und bekennender Besserwisser.

Es gab mehrere Staus, so das unser Navi öfters schnellere Wege fand, welche wir nutzten. Die Fahrt wurde zu einem wunderbaren Rückblick auf unsere Reise. Ständig ging es “Sie mal, da oben die Kirche auf dem Berg, da waren wir, das ist doch Orgon.” Oder ”Sie mal da drüben die Brücke, über die sind wir gelaufen.” Oder “Wie hieß der Campingplatz, auf dem wir hier übernachtet haben?” Oder “Weißt du noch …”. Ein Rückblick voller Freude und vielen Tränen. Nachts gegen 2:00 Uhr kamen wir zu Hause an. Alles fühlte sich seltsam, irgendwie fremd und falsch an. Erst realisierten wir, das wir in einem halben Tag Autofahrt unseren dreimonatigen Fußmarsch abgefahren waren und dann stellten wir fest, dass keiner von uns beiden hier sein wollte. Das was für Johanna einmal Sicherheit bedeutete, ohne die sie diese Reise nie angetreten wäre, war nun ein fremder, leerer Ort. Unterwegs hatte sie Freiheit geschnuppert und Werte haben sich verändert. Der volle Kleiderschrank ist nun keine Sicherheit, kein Glück mehr, nur noch Last. Alles, was sie braucht, passt auf ihre Agnes, welche auseinandergenommen in der Reisetasche liegt. 

Wir trafen die Familie und Freunde: Heike, Ingo, Müppi und Elena, wir erzählten von uns und hörten zu, wie es ihnen erging. Es war nur ein Wimpernschlag, bis es hieß, Abschied zu nehmen. Diese lange Reise, diese gemeinsame Zeit, eng und jederzeit beieinander, sie hat uns fest zusammengeschweißt. Und nun? 

Klar, als wir losgingen, hatten wir es genau so geplant, nur wussten wir nicht, wie es sich anfühlen wird.

Nun hieß es Abschied nehmen! Am Beginn unserer Reise gab es ja schon mal einen ähnlichen Moment, nur damals wussten wir, in 2-3 Wochen, wenn es etwas wärmer ist, kommt Johanna nach. Diesmal stehen ein paar größere, existenzielle Hürden vor uns. Wir müssen einen Weg finden, wie wir uns auf der Reise finanzieren, wie wir ein solches Leben leben können. Johanna machte dieser Stress so zu schaffen, dass ihr Körper mit starken Schmerzen reagierte. Bei mir legte sich alles aufs Gemüt. Lustlos, ohne mich auf die weitere Reise zu freuen, fuhr ich das Auto zurück nach Martigues.

PS.: Entschuldigt bitte das Titelbild, aber manche Menschen können sich nicht mehr daran erinnern, dass sie ihr Einverständnis (zum Glück vor Zeugen) für die Veröffentlichung gegeben haben, aber natürlich hat jeder das Recht dieses zu widerufen und muss sich so nicht länger mit uns zum Affen machen.

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