Cheatday

Heute nahm unserer Reise sprichwörtlich Fahrt auf. Vom Hotel liefen wir die 4 km zum Gare de Macon, zum Bahnhof. Eigentlich hätte ich die Fahrkarten online oder hier am Automaten kaufen können, aber ich hatte keine Ahnung, wie viel unsere massige Bagage zusätzlich kostet, und es gab auch keinen Punkt, unter dem man so etwas hinzufügen konnte. Also ging es zur persönlichen Billeterie. Puuuh war ich erleichtert, dass der freundliche Fahrkartenverkäufer englisch sprach. Freudig enttäuscht hielt ich nach einer Minute die Fahrkarten in der Hand, denn das Gepäck war kostenlos.

Während der Wartezeit spähte ich den Weg zu den Gleisen aus, was nicht lange dauerte und mir dennoch Respekt einflößte. Denn zwischen uns und den Gleisen waren 28 Stufen hinab und natürlich 28 Stufen wieder hinauf und das Ganze durfte ich natürlich 2 x bewältigen. Als es so weit war, gingen wir zur Treppe, das sah eine ältere Dame und sie fragte erst uns, ob es denn da keinen anderen Weg gäbe, schließlich gibt es ja auch Menschen im Rollstuhl. Diesen Sonderzugang hatten wir zwar gesehen, der war jedoch abgeschlossen und nur in Begleitung mit Bahnhofspersonal passierbar. Da fragte sie jemanden vom Bahnhofspersonal, dieser allerdings hatte aber wahrscheinlich gerade seine Tage und antwortete errötend und wild gestikulierend, so dass uns die hilfsbereite Dame sehr leid tat. Wir bedankten uns höflichst bei der Dame und ich nahm mir im “Da muss-ich-durch-Ommmm-Modus” Stufe für Stufe vor. Kurz vor Erreichen des Gleises mit dem zweiten Wagen bekam ich noch Unterstützung von einem netten jungen Herren.

Ordentlich durchschwitzt machte ich mich bereit für den Endspurt, denn der Zug rollte ein. Wir suchten das Fahrradabteil und ich zehrte die Wagen die übertrieben hohen Stufen ins Abteil. Drin angekommen, parkten wir die Wagen, parasitär auf dem Platz für Fahrräder und vielen glücklich in die Zugsitze.

Der Zug fuhr los und wir sahen die tollen Landschaften an uns vorbeifliegen, als säßen wir im Kino. Als wir durch Lyon fuhre, hieß es ständig “Schau mal hier.”, “Wow, auf der anderen Seite ist noch mehr los!” Es war ein komisches Gefühl, alles so schnell, nur schemenhaft vorbei fliegen zu sehen. Für mich eine Bestätigung, das Gehen, meine Geschwindigkeit ist, das Tempo ist, welches meine Erbse in der Birne zu einer Suppe verarbeiten kann.

Nach knapp 2 h und ca. 130 zurückgelegten Kilometern stiegen wir in Saint-Rambert-d’Albon aus und mit uns 8 Bewaffnete Männer und Frauen in Uniform. Diese umringten einen jungen Mann, der am Gleis auf einer Bank saß, kontrollierten seinen Ausweis und irgendetwas schien da nicht zu stimmen. Aber, das soll nicht unser Abenteuer sein, wir verließen den Bahnhof und machten uns auf die noch 7 bevorstehenden Kilometer.

Bereits die ersten paar hundert Meter zeigten uns, dass die Landschaft hier anders ist, als die in und um Macon. Es war hügeliger, grüner und selbst die Architektur der Häuser, deren Farben und Anordnung war anders. Es war nicht mehr so weit, nicht mehr so offenes Gelände. Und der Fluss, war nicht mehr die Saone, es war jetzt die Rhone, an der wir entlang schlenderten.

Es war sehr heiß und so waren wir froh, als wir den Zeltplatz kurz vor Andance erreichten. Und glücklicherweise hatte ich, mit meiner Vermutung unrecht, welche besagte, je südlicher wir kommen, desto unpersönlicher werden die Zeltplätze. Auf diesen Zeltplatz jedenfalls verirrten sich nur wenige Ausländer, hier waren hauptsächlich Franzosen und somit auch ein tolles, familiäres Ambiente. 

Anmelden, Zeltaufbauen, duschen und ab in die Bar ein großes, kaltes, blondes Gezapftes feiern. Ach, und als Dolmetscher diente eine, an die Wand genagelte Siri.

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