Bonjour Frankreich, Bonjour Metz

Die ersten Etappen in Frankreich musste ich etwas strategisch planen, da auf dem Weg ein Atomkraftwerk lag, und rund um dieses, auf der Karte, viele Sperrgebiete eingezeichnet waren. Da ich nicht weiß, was für Sperrgebiete das sind, es könnten z.B. militärische Einrichtungen sein, möchte selbst ich dort nicht wild zelten. Also beschloss ich die erste Etappe, wenige Kilometer vor dem Atomkraftwerk zu beenden. So suchten wir uns bereits nach 12 km ein geeignetes Plätzchen, zum Übernachten. Wir fanden einen sehr schönen Platz, versteckt hinter einen umgefallenen Baum, auf einer großen Wiese. Allerdings waren wir sehr früh dort und verbrachten einige Stunden wartend und beobachtend in unseren Stühlen. Die Nacht war okay, der Morgen wieder sehr kalt. Wir packten ein und liefen los, immer die Kühltürme des Atomkraftwerkes im Blickfeld.

Nach ca. 7 km hatten wir das Atomkraftwerk umrundet, das nächste Städtchen erreicht und einen Dönerladen zum Frühstücken gefunden. Danach noch ein echtes französisches Eclair vom Bäcker auf der Zunge zergehen gelassen und weiter marschiert. Als wir genügend Kilometer gegangen waren, die Sperrzonen hinter uns gelassen hatten, wurde Johanna etwas unleidlich, bis sie endlich sagte, dass sie möglichst nicht wild zelten möchte und schwupp liefen wir in diesem Moment an einem Werbeplakat für ein Hotel vorbei, welches sich angeblich nur eine Autominute entfernt befindet. Das motivierte Johannas Kräfte und ihre Laune. Mit welcher Geschwindigkeit das Autofahren sollte, um in einer Minute am Hotel zu sein, war nicht vermerkt. Wir gingen an diesem Tag insgesamt 23 km und erreichten ein Hotel, dessen Zimmer, cooler weise jeweils von außen zugänglich waren und wir somit keine Treppen zu meistern hatten.

Der Start am nächsten Morgen war entsprechend angenehm. Metz war noch 30 km entfernt, ich suchte auf der Karte drei Stellen aus, die potentielle Schlafplätze sein könnten. Es war sehr warm, die Landschaft unglaublich schön, von Landwirtschaft geprägt. Den ersten potentiellen Schlafplatz hatten wir zu schnell erreicht, am Zweiten gingen wir streitend vorbei, also musste es unbedingt der Dritte sein, denn nach Metz war es zu weit, aber die Landschaft wurde städtisch und bot keine grünen Verstecke mehr. Mein ausgesuchter Spot wäre super gewesen, wären da nicht überall “überwachter Privatbesitz”-Schilder gewesen. O oooh, da gab es wieder heftige Diskussionen, aber irgendwann kriegten wir uns wieder ein, und fanden einen tollen Schlafplatz in der Gegend. 

Wohl wissend, dass ich das Zelt abends wieder aufstelle, packte ich das Zelt ziemlich nass ein, denn es stand die Nacht über im hohen Gras. Auf einen nahe gelegenen Rastplatz frühstückten wir noch gemütlich und liefen dann Richtung Metz. Es war sehr warm und Johanna ziemlich fertig. Am Ortseingang zu Metz steuerten wir einen McDonald an und gönnten uns Wraps, kalte Getränke und ich mir ein Eis. Da eröffnete mir Johanna, dass sie auf keinen Fall im Zelt schlafen will. Ich viel aus allen Wolken. Wieder gab es Streit und wieder wurde sich vertragen. Über Booking.com mietete ich ein Apartment “Les Cocktailes”. Dort angekommen freuten wir uns über die Lage, es befand sich mitten in der Innenstadt, mitten im Leben. Nur die angegebene Adresse machte mir große Sorgen. Die zugehörige Tür war klein, trist, zwischen zwei Bars ohne jegliche Kennzeichnung von “Les Cocktailes”. Bei booking.com stand geschrieben, dass ich hier bezahlen muss. Okay, aber wo? Ich rief die dazugehörige Nummer an. Ein junger Mann mit sehr gebrochenem Englisch (besser gebrochen, als keines) und einem starken anderen Akzent (kein französischer) schickte mir einen Link, auf dem ich meine Kreditkartendaten angeben sollte. Auf dieser Website stand auch kein abzubuchender Betrag, es schien wie ein Blankoscheck und noch immer hatte ich keinen Hinweis auf das Zimmer. 

Ich wurde skeptisch und rief die Nummer nochmal an und er versicherte mir, dass alles gut ist. Johanna, schon ziemlich am Verzweifeln, meinte ich solle bezahlen. Auf der Reise will ich lernen, offener gegenüber meinen Mitmenschen zu sein und ihnen mehr vertrauen. Also gab ich meine Daten an und siehe da, auf der nächsten Seite erschien der abgemachte Betrag. Wieder rief ich die Nummer an, dann dauerte es etwas, bis der Vermieter die Buchung bei sich sah und wir bekamen die Zugangscodes, den für die triste graue Haustür und einen für den Schlüsselsafe und die Info, wir haben das Zimmer “Pina Colada”. Endlich konnten wir weg von dem tobenden Leben der Massen, denn wie im Film, zog die ganze Zeit über, ein ein lautstarker Demonstrationszug an uns vorbei, während ich mit dem Vermieter telefonierte.

Mit unseren vollbepackten Wägen waren wir auch immer der Blickfang und kamen uns wartend ziemlich deplatziert vor. Also “tristes Türlein öffne dich” und schwubb waren wir drin. Drinnen im Flur, der so breit war wie die Wägen und auch nicht viel länger, schlossen wir die Eingangstür um die Wägen zu entpacken und die Taschen einzeln in unser Apartement zu tragen. Unsere “Pina Colada” lag natürlich im obersten Geschoss, 4. Etage und das Treppenhaus kann man mit dem einer mittelalterlichen Kirche vergleichen, eng, gewendelt, hölzern, knarzend, mit dem Charme der Vergangenheit. Gerade wollten wir beginnen, öffnete sich das triste Türchen wieder, die Besitzer der im EG befindlichen Bar traten ein und machten uns begreiflich, dass der Flur auf dem wir und unsere Wägen stehen eine Falltür sei, und sie unbedingt dort rein mussten. Also Wägen nochmal raus, warten und dann mit neuem Schwung rein, Taschen abschnallen und fünfmal (inkl. Wägen) die Treppe rauf und runter. Ganz schön fertig, aber glücklich schaute ich mir unser Apartment an. Tritt man durch die Eingangstür, ist es wie ein Schritt in eine andere Welt, hell, großräumig, modern. Hammer, das Vertrauen hatte sich gelohnt! So residierten wir über zwei eigene Etagen und konnten sogar das Zelt übers Bügelbrett gehangen trocknen.

Metz gefiel mir sehr, tausende Gassen mit zahllosen Geschäften, Restaurants, Cafés, Bars, welche auch alle genutzt wurden. Französisches Stadtleben, wie man es sich klischemäßig nicht besser vorstellen kann.

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