Auch das ist ein Abenteuer

Es gab mehrere Gründe, warum wir in Valence Halt machten und einen Ruhetag einlegten. Zum einen teilten wir damit die 30 km zum nächsten Zeltplatz auf, zum anderen benötigte Johannas Fuß etwas Ruhe und des weiteren gab es in Valence einen Decathlon. Da Johanna hauptsächlich Schmerzen im Fußspann hatte, beschlossen wir Sandalen für sie zu kaufen, nachdem wir ihre vor einigen Wochen mit der Post zurück nach Hause geschickt hatten. 

Bei der Unterkunftsuche gibt es für uns zwei Hauptkriterien. Das Erste ist der Preis und das Zweite die Lage und diesmal passte alles perfekt. Denn die preiswerteste Unterkunft lag nur 200 m vom Decathlon entfernt. 

Während Johannas Fuß sich nicht entscheiden konnte, ob ihm die Sandalen gut tun oder er doch lieber mit Schmerzen herum stänkern will, blieb der Rest der Wanderszene beständig. Die Sonne heizte kräftig ein und die Landschaft bemühte sich, alle Kinnläden aufzuklappen und Augen herausfallen zu lassen. Auf der einen Seite sahen wir steil aufragenden Felsenwände, auf der anderen sahen wir in der Ferne, die gewaltigen Gebirgsmassive der Alpen und mitten drin: die Rhone, wir, der Weg, zahllose Obstplantagen, idyllische Ortschaften und andere Landschaftsschmankerl.

Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elit. Ut elit tellus, luctus nec ullamcorper mattis, pulvinar dapibus leo.6 km vor Erreichen des Campingplatzes kamen wir an einem anderen Zeltplatz vorbei, welcher nicht in meiner App vermerkt war. Johanna fragte, ob wir hierbleiben, ist vielleicht ein Zeichen? Ich antwortete, okay, aber dann wird die morgige Wegstrecke um diese 6 km länger. Während wir so an diesem Platz vorbeiliefen, fanden wir, er hatte nichts Einladendes, nur dass er eben gerade hier war und so liefen wir weiter.

Ca. 3 km später, hielt neben uns ein, uns entgegenkommender, belgischer Radfahrer und erzählte uns, nach dem üblichen Staunen über unseren Marsch und unsere Wagen, dass der Campingplatz in 3 km Entfernung geschlossen ist. Auf seiner Nachfrage “Warum?”, antwortete man ihm nur “That’s not your Business!” Also beschloss er 6 km zum Nächsten Campingplatz weiterzufahren, zu dem, welchen wir nicht nutzten. Hrrrr!

Zurück wollten wir beide nicht, lieber irgendwo wild zelten. Aber, wie das manchmal so ist, genau an dieser Stelle hatte ich beim Planen noch einen weiteren Campingplatz, ungefähr 3 km ins Landesinnere markiert. Damit hatten wir nun noch 5 km vor uns. Johanna brach nicht vor Freude in Jubel aus, ihr Fuß nutzte diese Chance um kräftig Schmerzen zu verteilen. Der Weg führte ins Hinterland, weg vom Fluss, das bedeutet, in die Berge. Stoisch nahmen wir diese Entscheidung an, gingen schweigend Schritt für Schritt Richtung Zeltplatz, mit wachen Augen für eine geeignete Schlafstelle. 

Viel zu steil und viel zu bebaut, um dort ein Nachtlager zu errichten, zeigte sich die Landschaft. Wir gingen und gingen und merkten, wie unfassbar toll die bergige Landschaft, Fassaden der Häuser und die sich auftuenden Ausblicke waren. Plötzlich kamen wir durch ein Dorf, wo immer mehr Menschen auftauchten, Kinder, Verkaufs- und Spiel-Stände. Bis wir bemerkten, wir liefen durch ein sehr altes Dorf, in dem gerade ein Mittelalterfest gefeiert wurde. Es war absolut unglaublich. Da ich nicht wusste, wie die Franzosen im Mittelalter zu den Germanen standen, outeten wir uns nicht. Ich denke, sie dachten, unsere Wagen sind die Verkleidung für das Fest.

Wir hatten Durst, uns war heiß und wir waren auch ganz schön fertig. Da kamen wir an einem Bio-Laden vorbei und gönnten uns eine Limorange und eine LimoBasilikum zu je 4 €. Aber das Ambiente, der Moment und der unglaublich gute Geschmack liesen uns das ganze im Eiltempo genießen. Dann ging es weiter Richtung Campingplatz. Das Dorf hatten wir erreicht, in dem er sich befinden sollte. Plötzlich teilte mir mein Smartphone mit, dass ich ein Ladegerät anschließen soll. Um die Ernsthaftigkeit dieser Meldung zu untermauern, schaltete es sich in den Stromsparmodus. Okay dachte ich, es ist nur noch ein Kilometer, das hält der Akku noch aus. Das sah der Akku nicht so und schaltete das Handy nach 5 Minuten aus. Prima, mitten im Dorf, kein Mensch oder Hinweisschild in sicht und meine Powerbank war natürlich in den Tiefen der unteren Tasche begraben. Also, musste ich, im stoischen Ommm-Modus, die obere Tasche abschnallen, diese beiseitelegen, die große Tasche durchforsten, die Powerbank ans Handy anschließen und den ganzen Krempel wieder einpacken und zusammenschnallen. Nachdem ich fertig war, hatte auch die Powerbank ganze Arbeit geleistet und das Handy auf 5% geladen, welche nach totaler Entladung nötig sind, um es wieder einzuschalten. 

Nachdem uns das Smartphone nun wieder den Weg zeigen konnte, fanden wir auch den Campingplatz “Camping La Garenne”. Ein traumhaft idyllisches, am Hang angeschmiegtes Fleckchen Erde. Und als dann noch die Rezeptionistin sagte Wanderer und Fahrradfahrer bekommen einen Sonderpreis war die Welt wieder in Ordnung. Alle Anstrengungen waren es wert hier her zu kommen! Bis ich die Rechnung sah DREIßIG EURO für eine Nacht im Zelt auf ausgetrocknetem, verdichtetem Dreckboden. Der definitiv teuerste Zeltplatz der Welt, nein des Universums. Aber was soll’s, wir hatten es geschafft!

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