12 Sep. Honigfalle
Villeneuf Loubet heißt der Ort und Vieille Ferme der Campingplatz, wo ich mich gerade befinde. Aus der Laufentfernung vom letzten Ort her, ergab sich diese Region, in der es mehrere Zeltplätze gibt. Und den Campingplatz wählte ich, weil auf seiner Website schnell zu erkennen ist, dass er auch Zelte aufnimmt, was in dieser Region leider immer seltener wird. Der Campingplatz selbst ist ein sauberer, ruhiger Ort mit allem, was man benötigt: freundliches Personal, ebene Stellplätze, Sanitärräume, etwas Schatten, ein kleines Restaurant, Pool, Tischtennisplatten. Das Meer, einige Supermärkte, Bahnhof und Bushaltestelle in der Nähe. Geografisch ideal gelegen, mit dem Zug kann man in die eine Richtung bis nach Ventimiglia (Italien) fahren oder bereits in Nizza aussteigen, und in die andere Richtung geht es über Antibes und Cannes nach Marseille. Aber das wirklich besondere hier ist, dieser Ort scheint eine positive Ausstrahlung zu haben. Denn hier treffe ich nur sehr freundliche Menschen, ob jung oder alt und egal welcher Nationalität, man lächelt, man grüßt sich, man fragt und wird gefragt, wie der Tag war, lernt die Menschen kennen, es ist ein gutes Verhältnis von der Anzahl der mobile Homes, Campingcars und Zelten. So war, als ich ankam, Kira, eine junge Frau aus Hamburg neben mir, welche in ihrem Ford Ka reiste und schlief, dann kam Julius ein junger Mann, der aus Deutschland hierher geradelt kam, Isabelle eine Französin, die es, so wie ich, langweilig findet, immer an einem Ort zu bleiben, und so schon an sehr vielen Orten in der Welt gearbeitet hat, momentan eben auf dem Zeltplatz übers Internet. Neben ihr sind Markus und Annette ein unglaublich freundliches, interessiertes und gebildetes Paar aus Esslingen, Jana und Sascha luden mich zu einem sehr schönen Abend mit Weißwein und tollen Gesprächen ein, während ihr kleiner Sohn Franz im Camper schlief. Auch Frida, von der Rezeption, sorgte mit ihrer ruhigen und freundlichen Art für ein sich willkommen fühlen. Egal ob Franzosen, Italiener, Belgier, Deutsche, Engländer, Holländer, oder woher auch immer, man lächelt, grüßt und wechselt ein paar Worte. Vor wenigen Tagen spielte der FC Köln in Nizza, da waren natürlich auch viele FC-Fans hier auf dem Platz. Jugendliche, und auch die verhielten sich total respektvoll und freundlich. Bei den einen konnte ich z. B. mein Benzin für den Kocher loswerden, und andere gaben mir ihre restlichen Büchsen Bier, als sie nach Hause fuhren. Ich teilte das Bier natürlich mit meinen Zeltnachtis und so gab es einen weiteren schönen Abend. Am Eingang stand der Campinganhänger einer Kölner Familie, bei der der Mann jeden Tag fleißig am Rechner saß und arbeitete, ihm gegenüber saß sein Sohn und lernte mit selbigem Fleiß für eine Klausur. Natürlich kamen auch wir ins Gespräch und ich liebe es, so tolle Menschen kennenlernen zu dürfen. Als das Thema Instagram dran war, fehlten mir noch zwei Follower bis zur tausend und da zückten sie kurzer Hand ihr Handy und der Sohn war mein tausendster Follower – tausendsten Dank =)
Ich könnte hier endlos und detaillierter über die Menschen hier und meinen Begegnungen mit ihnen schreiben, aber das sollte erstmal reichen. Auf meiner ganzen Reise war ich auf vielen Zeltplätzen, manchen werde ich Unrecht tun, da ich nur eine Nacht blieb und deren Zauber nicht beurteilen kann, an diesen hier reicht für mich höchsten noch der Campingplatz Municipal in Scey sur Saone heran.
Als ich hier ankam, buchte ich zwei Nächte, denn mein weiterer Weg war nicht klar, weil es auf diesen scheinbar weder Campingplätze, noch Spots zum Wildcampen gibt. Außerdem musste ich eine schwere Entscheidung fällen, wie es mit der Reise weitergeht, da Johanna nun doch gerne noch weiter reisen möchte, aber nicht alles zu Fuß. Da gab es viel zu grübeln, so verlängerte ich meinen Aufenthalt erst für weitere 2 Nächte und bekam zurecht einen kleinen Rüffel, da ich das erst am Nachmittag meines eigentlich geplanten Abreisetages tat, denn hier war fast alles ausgebucht und die Rezeption muss ja planen können. Weitere drei Nächte verlängerte ich dann einen Tag vorm Ablaufdatum.
Einige Male lief ich die fast zwei Kilometer zum Strand, fand dort jedes mal ein schattiges Plätzchen, hatte ca. 15 m Abstand zum nächsten Strandbesucher, empfand den feinen Kiesel angenehmer als Sand und ab ins Wasser, da konnte man schon nach 10 m nicht mehr stehen. Die Wassertemperatur war angenehm und die Farbe wechselte in den krassesten Türkistönen. Von dort sah man Nizza in der Ferne und sah die Flugzeuge, wie Dartpfeile, im Sinkflug, auf dem dortigen Flughafen zufliegen.
In Anbetracht dieser guttuenden Atmosphäre hier, auf dem Campingplatz, verlasse ich diesen Ort nur mit schwerem Herzen. Natürlich kann das alles nur temporär sein, aber ich habe es hier so erlebt und würde definitiv wiederkommen!
Karola Mitte
Posted at 21:30h, 14 SeptemberSehr schön geschrieben
firepress
Posted at 09:31h, 15 SeptemberHerzlichen Dank Karola!