24 Juli Der letzte gemeinsame Ruhetag
Wir erwachten und taten das, was wir jeden Morgen so taten. Erstmal Instagram, dann den Rest. Genau heute vor drei Monaten startete unsere gemeinsame Reise ohne Unterbrechungen. Ich kürzte die heute geplanten 18 km um 3 km, indem wir auf einer Schnellstraße gingen. Schnellstraße heißt das wahrscheinlich, weil wir ziemlich schnell merkten, dass das ganz schön stressig ist, dort zu laufen. So verließen wir diese schnell wieder und kehrten auf den eigentlich geplanten Weg zurück. Dort angekommen, ließen wir uns in aller Ruhe und ohne zusätzlichen Stress von der Sonne garen. Heute kamen wir an vielen Birnen- und Apfel-Plantagen vorbei und dann näherten wir uns einem merkwürdigen Stau inmitten von Feldern. Hunderte Autos mit angehängten Wohnanhängern standen dort in Kolone, viele weitere auf einer entfernten Wiese. Wir wunderten uns über diese merkwürdige Zusammenrottung. Da war Polizei vertreten und es gab keinen Stress, alle waren gechilled, einige mit Kindern, einige auf Campingstühlen neben ihren Wohnwagen. Bei den Wohnwagen waren bei jedem Nummernschild einige Stellen mit Panzertape abgeklebt. Ich fragte einige Leute, aber um die Antwort zu verstehen, reichte mein Französisch nicht. Das Einzige, was ich immer heraus hörte war “Polizei”. So vermutete ich, es war ein Angebot zum Wiegen oder Zulassen der Anhänger, denn heute ist Sonntag.
Nach einiger Zeit des Staunens und des bestaunt Werdens hatten wir auch dieses seltsame Phänomen passiert und schwitzten ganz gewöhnlich im eigenen Trott vor uns hin. Den Horizont verkürzten mehr und mehr auftauchende steile Berge. Die Sonne tobte sich wieder voll aus und zehrte an jedermanns Kraft. Sogar 3 Meter hohe Sicherheitsmauern schafften es nicht, ihren eigenen Schatten weiter als einen halben Meter zu werfen.
Da ich mich, wegen der Hitze, versuche genau über unser tägliches Ziel zu informieren, vor allem dessen tatsächliche Existenz, las ich von der Begeisterung über die Landschaft um den heute zu erreichenden Zeltplatz. Und tatsächlich spielten sich landschaftlich dramatische Szenen ab, als wir uns dem Campingplatz näherten.
Plötzlich liefen wir direkt neben steil aufragende Berge her, dann kamen wir an Massen von parkenden Autos vorbei und befürchteten einen ausgebuchten und total überfüllten Campingplatz. Ein paar Minuten später, während es ziemlich steil bergauf ging, lüftete sich auch dieses Geheimnis. Inmitten dieser steilen Berge lag ein sehr schöner See, der als beliebter Badesee mit Wakeboarding und viel anderem Tamtam massakriert wurde. Auch da hechelten wir vorbei und erreichten die klimatisierte Rezeption des Campingplatzes “La Vallee Heureuse”. Noch während des Buchungsvorganges genehmigten wir uns zwei eisgekühlte Softdrinks zur inneren Akklimatisierung.
Ab jetzt sind es nur noch drei Lauftage zum Meer, doch wetter- und topologisch-Bedingt werden diese noch sehr anstrengend werden. Aus diesem Grund beschlossen wir, hier an diesem wunderschönen Platz einen Ruhetag einzulegen und taten dies.
Wir erwachten an unserem Laufruhetag und beschlossen heute eine Runde zu Laufen, natürlich in die wunderschönen Berge, die um uns herum in den Himmel schossen. Ich war total perplex, dass Johanna freiwillig, an einem Ruhe Tag wandern will, aber umso besser! Der Weg war nicht weit, dafür unglaublich steil und jeder Meter lohnte sich, denn oben angekommen, wurden wir mit grandiosen Aussichten belohnt. Ein kleiner Pfad führte uns auf den Gipfelkrat und setzte allem die Krone auf. Nachdem wir uns sattgesehen hatten, gingen wir etwas zurück, um dann der ausgebauten Straße zu folgen. Diese führte uns zu einer sehr alten Kirche, die auf diesen Bergen errichtet wurde. Danach stiegen wir der anderen Seite des Berges ab und gelangten nach Orgon, einem verträumten, schönen Städtchen. Das Ziel unseres Begehrens war ganz schnöde der Supermarkt, in dem wir wieder reichlich innere Abkühlung erkauften.
Zurück zum Campingplatz, nahmen wir den Weg um dem Berg herum, wie am Tag zuvor. Wieder am Zelt angekommen, lernten wir eine nette Familie aus Wuppertal kennen, welche uns neben tollen Gesprächen eine tief-gefrorene Flasche Wasser schenkte. Diese Flasche gefrorenes Wasser stellte ich in den Rucksack und gesellte all unsere anderen Getränke um sie herum. So hatten wir den ganzen Abend gekühlte Getränke.
Abends kam milde gesagt ein Wind auf, er hatte wahnsinnigen Spaß mit kräftigen Böhen, den Leuten die Sachen wegzupusten. Vor allem als wir schlafen wollten, war es, als rüttelte er immer wieder absichtlich am Zelt und fragte “Schlaft ihr schon? Schlaft ihr schon?” Irgendwann hatte ich das Gehirn an dieses Spielchen gewöhnt und wollte gerade den Stecker ziehen. Da waren plötzlich neue Geräusche am Start, es war schon dunkel und die undefinierbare Geräuschkulisse klang bedrohlich nah. Also reckte ich meinen Kopf aus dem Zelt, vollzog einen Rundumblick und identifizierte die Störquelle als Spätankömmlinge, welche ihr Zelt errichteten. Dies beruhigend zur Kenntnis genommen, legte ich mich hin und wartete darauf, dass das Gehirn den Stecker zieht. Diese allerdings war damit beschäftigt, sich über die Neuankömmlinge aufzuregen. Denn zuerst pumpte jemand mit einer Luftpumpe gefühlte drei Stunden, wahrscheinlich eine Hüpfburg auf und hämmerte danach gefühlte 48 Stunden auf Metall herum. Ich erwartete am Morgen ein Eigenheim mit vielen Bildern an den Wänden und einer zugehörigen Hüpfburg. Eine der wichtigsten Lektionen im Leben ist “Alles geht vorbei!” So wurde irgendwann vom Gehirn der Stecker gezogen und gegen 7:00 Uhr wieder eingesteckt. Als ich meinen Körper endlich aus dem Zelt transzendierte, glaubte ich meinen Augen nicht. Ein popeliges 4-Mann-Tunnel-Zelt stand da. Was da aufgepumpt wurde, sah man nicht, die Schmiedearbeiten fanden wohl an den Heringen statt. Ich hatte es erst gar nicht versucht und die Abspannleinen an Steinen befestigt. Da war ich froh, dass er keine Schlagbohrmaschine dabei hatte.
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