19 Jun Unter die Haut
Der nächste Zeltplatz hieß “Mare de Roy” und war nur 8 fußgerechte Kilometer entfernt. Es war sehr heiß, aber wir erreichten diesen und wurden von einer sehr freundlichen Frau empfangen. Wir kamen in die Rezeption und bekamen sofort ein Glas eiskaltes Wasser gereicht. Der Zeltplatz an sich war etwas, na ja sagen wir mal so, es hatte was von Wildcamping. Man erkannte sie Zellen, aber der Boden war voller Laub, Äste und Maulwurfhügel. Dennoch können wir diesen Platz nur empfehlen. Schon alleine, wegen des Satzes der Chefin: “Für Wanderer und Fahrradfahrer machen wir es hier billiger, und haben vorn an der Bar extra Steckdosen zum Laden ihre Handys.”
Da wir den Weg der Sonne nicht vorhersagen konnten, warteten wir mit dem Zeltaufbau und gingen direkt in die Bar und tranken einige eiskalte Getränke, vor allem Sirups in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. Abens gesellten sich noch einige ältere Herren aus dem Dorf in die Bar. Wir kamen uns vor, wie in einem Film mit Louis de Funes. Diese Herren mit ihrer tollen Ausstrahlung, total betütelt, wir redeten miteinander oder besser gesagt wir versuchten es, es war einfach nur schön. Und als sie dann noch, jeder in sein Auto stiegen, einer sogar aufs Moped und nach Hause kurvten, war alles perfekt.
Am nächsten Morgen gönnten wir uns ein petit dejeune, ein kleines Frühstück an der Bar. Wobei es Kaffee aus Schalen gab und frisches Baguette mit Marmelade. Da kam ich in ein Gespräch mit der Chefin, welches mir unter die Haut ging. Sie erzählte erst das viele Menschen in ihrem Land Angst vor Menschen mit dunkler Hautfarbe habe und vor allem Angst vor dem Islam, und Frankreich auch deswegen rechtes Problem hat. Die anderen Gründe für das rechte Problem haben wir ja selbst in den, von der Politik, vergessenen Dörfern gesehen. Dann erzählte sie von ihrer Mutter, welche als Kind 5 Jahre in einem KZ verbrachte und wie das ihr Leben prägte. Wow, ich kann dieses Leid nicht in Worte fassen. Und NEIN, ich fühle mich nicht schuldig, weil ich deutscher bin, und in jedem kleinen Dorf daran erinnert werde, welches Leid die Deutschen in die Welt gebracht haben. Auch wenn ich mich nicht schuldig fühle, bekräftigt jedes Wort, jedes Mahnmal, wie sinnlos Kriege sind und wie dumm es ist, zu denken, “man selbst ist etwas Besseres, als der/die Andere”!
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