Bains les Bains

Noch in Sanchey buchten wir ein Apartment für Bains les Bains, da Zeltplätze hier eine große Mangelware sind. Um den Weg etwas abzukürzen, gingen wir wieder abseits des voie bleue querfeldein. Wenn man ab und zu abseits der Mosel läuft bekommt man auch mit, durch welche Region man gerade läuft. In unserem Fall waren es die Vogesen, was das ständige auf und ab erklärte. Die Landschaften waren sehr schön, sie erinnerten stark an die Eifel. Nur die Ortschaften unterschieden sich. Diese erinnerten mich eher an Brandenburg kurz nach der Wende. Verlassen, zerfallen, jedes zweite Haus zum Verkauf dargeboten, irgendwie depressiv erdrückend.

Nicht falsch verstehen, nicht alle Dörfer sind so, nur eben viele, welche auf unserem Weg lagen. Es ist das alte Lied, die Jungen gehen in die Stadt, und die Alten können irgendwann ihre Güter nicht mehr bewirtschaften bzw. Instandhalten. Obwohl ich diese morbide Tristes mag, ist mir bewusst, dass hinter jedem verfallenen oder zu verkaufenden Haus eine traurige Geschichte steckt. Wie interessant es wäre, wenn diese Häuser sprechen könnten. Es waren 27 anstrengende Kilometer, aber auch die meisterten wir. Einen Kilometer vorm Ziel kamen wir auch noch an einem Intermarche vorbei, einen Supermarkt. Ich kaufte ein, ohne daran zudenken, dass wir das alles zusätzlich zum Reisegepäck tragen müssen, aber auch das packten wir, wir verstauten hier etwas und da etwas und irgendwann hatte ich nur noch einen Beutel mit Obst und Eiern zusätzlich in der Hand. Das Appartmennt lag dankbarer Weise im EG und war ziemlich groß. Da konnte ich die bepackten Wägen einfach die drei Stufen hoch hieven und ins Zimmer kutschieren. Wie immer, sah das Zimmer, kurz nach unserem Eintreffen aus, als hätte ein Sturm alles durcheinander geblasen. Das Zelt über dem Küchentisch zum trocknen, die Taschen wurden überhastet ausgeräumt, weil das, was man suchte, sich wie immer ganz unten versteckte. In diesen Momenten kann ich mir nie vorstellen, dass wir bei der Abreise ein aufgeräumtes Zimmer hinterlassen werden. Tun wir aber. Ehrlich, isch schwöre!

Der Aufenthalt in Bains les Bains beinhaltete einen für uns besonderen Tag, unseren 8. Hochzeitstag, den wir natürlich mit einem kleinen Festschmaus im Restaurant zelebrieren wollten. Einen Tag zuvor machte ich mich auf Stadtbesichtigungs- und Restaurantfindungs-Tour. Wow, was für ein Städtchen. Es war eine Art Kurort, denn dort gab es eine Therme. Es gab viele Restaurants und Hotels. Nur leider liegt hier die Betonung auf “gab”. Sie waren noch da, aber nur noch als heruntergekommene Zeugen einer glorreichen Zeit. Ähnlich wie in den Dörfern ringsherum, nur hier war das Zentrum vom Mauerfraß betroffen, die Leute in den Randgebieten hegten und pflegten ihre Häuser und Gärten. Eine Pizzeria und ein Restaurant hielten stand. Allerdings hatte die Pizzaria Ruhetag und das Restaurant, der Speisekarte nach, noch nie etwas von Menschen gehört, die kein Fleisch essen. Okay, zugegeben, das scheint in ganz Frankreich der Fall zu sein. Aber meine Herz-Allerliebste war ziemlich betröbbelt darüber, rappelte sich aber schnell und wir besorgten uns Makkaroni, Parmesan, Tomatensoße und kochten selbst. So wurde es dennoch ein besonderer Tag, denn immerhin verbrachten wir diesen in Frankreich, wo l’Amour allgegenwärtig ist.

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