10 Jun. Ausflug
Viertel nach zehn verliesen wir den Zeltplatz in Heuilley, in Richtung Auxonne. Es war sehr heiß, die ersten Kilometer führten wieder entspannt entlang des „la veue bleue“. Nach ca. 8 km gingen wir wieder eine Abkürzung, dieses Mal allerdings auf festen Straßen, also teilten wir die Straße mit den Autos, oder besser gesagt, wir knappsten einfach und ganz frech, ein Stückchen Straße für uns ab. Das funktioniert eigentlich immer sehr gut, wir laufen auf der linken Seite, um den Gegenverkehr rechtzeitig zu sehen und dann schnell hintereinander zugehen statt nebeneinander. Im Allgemeinen fahren die Franzosen gerne schnell, machen aber um Fußgänger möglichst einen riesen Bogen. Es gab bisher noch kein Gehupe oder Gemeckere, alles immer sehr freundlich. Nur eine Strecke war etwas kritisch, die Straße sehr eng, viele LKWs und Traktoren, und das ganze war noch dazu ein Autobahnzubringer. Richtig spannend wurde es, als ein Verkehrsschild kam, welches in Deutschland bedeutet, dass diese Straße in 500 m zur Autobahn wird. Aber hier war nur gemeint, dass in 500 m eine Autobahnauffahrt kommt. Da vertraute ich meiner Locus-map-App und freute mich, dass sie Recht behielt. Aber ein, zwei, drei Tropfen Schweiß tröpfelten da doch von der Stirn, mit der Sorge, sich als Fußgänger plötzlich auf einer Autobahn zu befinden und Star der Verkehrsmeldung zu werden.
In Auxonne angekommen, waren wir uns einig, dass wir für drei Nächte dortbleiben. Als klar war, dass wir die drei Nächte auf dem Zeltplatz in einem mobile Home verbringen werden, bupperte Johannas Herzelein ganz tolle vor Freude. Ein Bett, man kann stehen, und die Türe zu machen.
Drei Nächte bedeuten zwei ganze Tage. Der zweite Tag war als Ruhetag geplant und der erste für einen Ausflug nach Dijon.
Noch am Abend der Ankunft erkundete ich Auxonne und dessen Bahnhof. Der Bahnhof war unspektakulär, zwei Gleise, ein Ticketautomat und ein geschlossenes Bahnhofsgebäude. Die Stadt bot da schon etwas mehr, allerdings momentan als Baustelle. Denn die Flaniermeile bekam gerade einen neuen Bodenbelag. Der neue Betonboden, wie er in vielen Städten zu finden ist, stand da für mich im krassen Kontrast, zu den doch eher betagten Häusern, welche natürlich nicht renoviert werden. Aber genau das macht das ganze irgendwie interessant.
Am nächsten Morgen war es soweit, “Dijon, Dijon, wir fahren nach Dijon.” Die erste Hürde war der Ticketautomat. Während französische Menschen unglaublich freundlich und hilfsbereit sind, sind französische Automaten unglaublich stur. Kann man eine andere Sprache einstellen? Nö! Okay, dann zur Sicherheit die Google-Translater-App starten, auf den Monitor zielen und los geht’s. An den Knöpfen muss man drehen und drücken und sollten nicht als erstes den Zielbahnhof, sondern den Startbahnhof heraussuchen und bestätigen. Aber irgendwann hielt ich das Zugticket für zwei Erwachsene, von Auxonne nach Dijon, 2. Klasse in der Hand. Nun ging‘s zu den Gleisen, plötzlich stand da ein Fahrkartenentwertungsautomat. Also stopfte ich unser Ticket etwas unsicher hinein, da piepte mich das Ding ziemlich genervt an, also schnell rausziehen, umdrehen, reinstecken, angepiept werden und nun mit der Erkenntnis herausziehen, das Ganze war nicht nötig. Okay, wieder was gelernt.
Nach einer dreiviertel Stunde des Wartens stiegen wir in die Regionalbahn ein, um 20 min später, in Dijon wieder auszusteigen.
Ein “wow” jagte das andere. Während Metz uns mit seinen Gassen und seinem klischeemäßigen, französischen se la vie verzauberte, und Nancy uns mit seinen Gebäuden beeindruckte, war Dijon eine gigantische Mischung aus beiden.
Wir liefen, bis die Beine weh taten, dann ging es zurück zum Bahnhof, Ticket ziehen und dabei feststellen, neben mir steht ein junges Pärchen aus Deutschland. Schüchtern, wie ich so bin, quatschte ich sie gleich an. Keine zwei Minuten später viel mir die Kinnlade aus dem Gesicht, denn der junge Mann kam aus der Stadt, wo ich aufwuchs, aus Lauter. Natürlich kannte ich seinen Vater, der ein Jahr älter ist als ich. Das sind Momente, in denen man denkt “Das ist jetzt nicht wirklich war, das kann nicht sein, so klein ist die Welt doch nicht?” Aber genau diese Momente meiseln dir ein Dauergrinsen ins Gesicht.
Der nächste Tag in Auxonne wurde genau das, wofür er gedacht war, ein Ruhetag, wir dösten so vor uns hin, optimierten das Gepäck und ich ging noch eine Runde spazieren, wobei ich im Schloss von Auxsonne über einen riesigen Trödelmarkt trödelte.
Erschreckenderweise stellte ich auch fest, dass ich in Dijon auf dem Bahnhof nicht einmal um Hilfe bei Zugauswahl hätte fragen können. Denn ich sprach den Ortsnamen total falsch aus. Warum in aller Herrgottsnamen schreibt man “AUXONNE”, wenn man es schlussendlich einfach nur “Osonn” nennt. Ich glaube, das ist der Grund warum Franzosen nicht gern in anderen Sprachen sprechen, weil sie von der Eigenen total überfordert sind, oder?
No Comments